Nicht nur bei den Alpinen – auch im Skisprungzirkus überschlugen sich in den Märztagen die Ereignisse. Aufgrund der Corona-Krise musste der geplante Herren-Einzelbewerb in Trondheim abgesagt und die Saison damit frühzeitig beendet werden, wie der Weltverband FIS mitteilte. ÖSV-Adler Stefan Kraft kürte sich damit zum zweiten Mal nach der Saison 2016/17 zum Gesamtweltcupsieger.
In der Endwertung lag Kraft mit 1659 Punkten und einem Vorsprung von 140 Zählern auf Karl Geiger an der Spitze. Als Bestätigung seiner herausragenden Saisonleistung sicherte er sich auch die Kleine Kristallkugel im Skifliegen. „Natürlich hat man es sich anders vorgestellt, dass man auf der Schanze seine Sprünge macht. Leider fällt die schöne Siegerehrung heuer ins Wasser, aber die Gesundheit geht vor“, sagte der zweifache Gesamtweltcupsieger, der nun mit Armin Kogler, Thomas Morgenstern und Gregor Schlierenzauer auf einer Stufe steht. Im Nationencup musste sich Österreich allerdings Deutschland um 153 Punkte geschlagen geben und wurde Zweiter.
Mit den ebenfalls abgesagten Skiflug-Weltmeisterschaften in Planica haben Kraft und Co. ein weiteres Saisonziel wegen des Ausbruchs des Coronavirus verloren. Die WM im slowenischen Skisprung-Mekka wäre ohne Zuschauer über die Schanze gegangen und soll laut FIS in der kommenden Saison nachgeholt werden. Kraft nahm die Entscheidung gelassen auf: „Ohne Zuschauer hätte ich mir Planica nicht vorstellen können. Wenn du um Medaillen fliegst, und wenn man das Planica-Feeling kennt, und dann ist kein Mensch dabei, da ist mir lieber, sie machen es nächstes Jahr.“
Etwas anders die Situation bei den Damen – durch die Absage der Bewerbe in Norwegen und Russland konnte Chiara Hölzl im Kampf um den Gesamtweltcupsieg nicht mehr eingreifen. Die 22-jährige Salzburgerin beendet die Saison mit 65 Punkten Rückstand auf Titelverteidigerin Maren Lundby aus Norwegen als Zweite. Im Nationencup siegte das Team von Cheftrainer Harald Rodlauer mit Rekordvorsprung auf Norwegen.
Eine positiv auf Covid-19 getestete Person im Alpinen Weltcup-Tross der Herren sahen die Organisatoren der Skiweltverband FIS und die Gesundheitsbehörden Sloweniens als zu großes Risiko an. „Die Absage der Rennen in Kranjska Gora ist daher klar nachvollziehbar, vor allem wenn man sich jetzt rundherum die Welt anschaut. Es ist wirklich eine dramatische Geschichte. Für mich ist das die richtige Entscheidung“, sagte Österreichs Herren-Rennsportleiter Andreas Puelacher. Das österreichische Team habe sich bis zuletzt wie auf jedes Weltcuprennen vorbereitet, sei zum Beispiel auf der Reiteralm und am Weißensee gewesen. „Die Athleten wären auch gerne gefahren, aber natürlich sagen auch sie, es ist richtig, dass man absagt.“
Der Norweger Aleksander Aamodt Kilde stand damit erstmals als Gewinner der Gesamtwertung fest und folgte auf den achtfachen Gewinner Marcel Hirscher. Auf dem Podkoren in Kranjska Gora wären noch je ein Riesentorlauf und Slalom auf dem Programm gestanden, der in beiden Disziplinenwertungen führende Norweger Henrik Kristoffersen holte sich aufgrund der Absage diese Kristallkugeln. Der Franzose Alexis Pinturault hätte noch die Chance auf die Große Kugel gehabt – ihm fehlten als Zweitplatzierter 54 Zähler auf Kilde – und jene im Riesentorlauf (sechs Zähler hinter Kristoffersen).
Im Slalom lag der Franzose Clément Noël nur zwei Punkte hinter Kristoffersen, der sich im Jahr eins nach der Ära von Seriensieger Marcel Hirscher über seine Kristallkugeln Nummer zwei und drei freuen durfte, bisher hatte er nur Slalomkristall von 2016 zuhause.
Puelacher bezeichnete Kilde als „verdienten“ Gesamtweltcupsieger: „Gut ist vor allem, dass wir wieder einmal einen Abfahrer als Sieger haben.“ Der Allrounder trat in die Fußstapfen seiner prominenten Landsleute Kjetil Andre Aamodt (1994), Lasse Kjus (1996 und 1999) und Aksel Lund Svindal (2007 und 2009).