Es gab Zeiten, da war der Herr Papa unermüdlich unterwegs gewesen, um Sponsoren für den Tiroler Golf-Nachwuchs aufzutreiben; eine schweißtreibende Angelegenheit, wie Michi Zeitler immer wieder eingestand. Aber wenn er jetzt, nach einigen Jahren, seine Bemühungen Revue passieren lässt, da wird er sich denken: Jeder Tropfen war es wert gewesen. Denn unabhängig davon, dass in vielen Tiroler Klubs die Jugend in den Vordergrund drängte, stand vor allem seine Tochter Lea am Sprung zur großen Karriere. Zumindest am Sprung nach Amerika.
Anders formuliert – auch wenn das Gute so nah liegt, schweifte Lea Zeitlers Blick in die Ferne: „Ich will in Amerika leben. Mir gefällt der Lebensstil und jeder versteht etwas von Golf“, schwärmte die Miemingerin. Das „Gute“, ihr Lieblingsaufenthaltsort – der Golfplatz, liegt ganz in der Nähe des Elternhauses der 15-Jährigen. So, dass sie jeden Tag ihrer Passion nachgehen kann.
Die Führende der österreichischen Rangliste widmet sich täglich zwei Stunden dem Training auf dem Green – neben Fitnesseinheiten. Fleiß und Ehrgeiz führten sie schon zu einigen Erfolgen, wie etwa der vierte Platz vergangenes Jahr bei der U-16-EM in Ungarn zeigte. Deshalb durfte die BORG-Schülerin in den Flieger nach Schweden steigen, um in Linköping bei der Mädchen-Team-EM mit fünf weiteren Österreicherinnen abzuschlagen.
Danach waren ihre großen braunen Augen auf ihren Saisonhöhepunkt gerichtet: Die U-16-Einzel-EM in Hamburg. Dass sie im vergangenen Jahr um einen Schlag an der Bronzemedaille vorbei eingelocht hatte, wurmte die zielstrebige Sportlerin nach wie vor. „Das war wirklich hart“, sagte Zeitler. Zumal sie ihren Ehrgeiz als größte Stärke angibt. Zeitler lachte: „Davon habe ich extrem viel.“
Das war auch ein Grund, warum sie sich für eine Einzelsportart entschieden hatte. „Ich bin nicht teamfähig. Beim Golf bist du an den Fehlern selbst schuld und du musst den Erfolg auch nicht teilen“, verkündete Lea selbstbewusst. Den kleinen weißen Ball hatte einst ihr Opa ins Rollen gebracht. „Er hat am Beginn seiner Pension als Greenkeeper angefangen, mich mitgenommen – und mir hat es sofort gefallen.“
Der bis vor acht Jahren bevorzugte Tennisschläger verschwand in der Ecke, immer mehr Golfschläger füllten ihre Tasche. Mit der Unterstützung von Mutter Markéta, einer ehemaligen Profi-Tennisspielerin, und des Vaters Michael. Beide begleiten die österreichische U-18-Kaderspielerin oftmals auf Turniere.
Immer dabei sind hingegen sämtliche Glücksbringer. Von Plüschpferd bis hin zu Armbändern hängt alles an ihrem Golfbag. Ihr Lieblingsthema? Golf. Und ihre Ziele? Jugend-Olympia 2015 in China, Olympia 2016 in Rio de Janeiro und die Damen-Profi-Tour (LPGA). Aber das liegt alles noch in weiter Ferne.