So ein „Sauwetter“! Ausgerechnet am Tag, als die Ö-Tour mit einem Zuschauerrekord spekulierte, der Kampf ums Kitzbüheler Horn ein wahres Highlight versprach. Die Realität sah anders aus – dichter Regen peitschte waagrecht vor dem Alpenhaus am Kitzbüheler Horn vorbei, als sich die Spitzenfahrer der Österreich-Radrundfahrt zum Ziel hinaufkämpften.
Von Nebelschwaden umgeben, zitternd vor Kälte, klatschnass von oben bis unten strampelte ein Schatten aus dem weißen Nichts hervor. Die Kommunikation war abgerissen, keiner wusste, wer dieser Schatten war, selbst der Moderator nannte einen falschen Namen. Doch dann schimmerten Gesichtszüge und Startnummer durch – und gaben dem Mann einen Namen: Dayer Quintana aus Kolumbien, Sieger der dritten Etappe der Ö-Tour.
Nur wenige Zuschauer hatten diesen Erfolg vor Ort miterlebt, denn der Wintereinbruch (mit rund sechs Grad) hatte die letztjährige Völkerwanderung zu einem seichten Zuschauerfeld von rund 250 Leuten schrumpfen lassen. Die Wiese vor dem Alpenhaus, 2013 gespickt voll, war dieses Mal leer. Ausgestorben. „Habt ihr so etwas schon einmal erlebt?“, diskutierten die wenigen Fans. Auch Tirols Ex-Profi und Horn-Sieger 2007, Thomas Rohregger, war konsterniert: „Das Ganze ähnelte einem Weltuntergangsszenario! Ich bin oft hier gefahren, aber bei solchen Bedingungen musste ich nie auf den Berg.“
Nach dem trockenen Start in Bad Ischl wurde der Regen bei Hochfilzen stärker. Beim ersten Anstieg zum Kitzbüheler Horn brachen dann alle Dämme. Die Zehn-Mann-Spitzengruppe, die den Großteil des Rennens voran lag, wurde eingeholt – allen voran vom Mann in Gelb, Peter Kennaugh (GBR/Sky), der ordentlich Tempo machte. Danach verschwand das Feld im Nebel und erst wenige Hundert Meter vor dem Ziel wurde klar, dass Quintana als letzter Rest der Fluchtgruppe zum Tagessieg fahren würde.