Auf ein 1:1 beim Tabellenzweiten mit Enttäuschung zu reagieren, zeugt von Selbstvertrauen. Beim FC Wacker wusste man angesichts der Tabellensituation, dass Achtungserfolge wie jener gegen Grödig nichts bringen. Man könnte sich, scherzte ein enttäuschter Wacker-Fan nach dem Spiel in Grödig, ja schon einmal an diese Zweitliga-Atmosphäre gewöhnen. 1324 Zuschauer hatten offensichtlich nichts Besseres zu tun, als sich den Europacup- gegen den Abstiegs-Aspiranten aus Tirol anzuschauen.
Der Untersberg wackelte jedenfalls nicht, wenn die Fans des Dorfvereins Stimmung machten. Mussten sie auch nicht, und ihr Verein stand immerhin auf einem Europacup-Platz. Das 1:1 war für Hausherr Grödig wie für den FC Wacker dennoch eine gefühlte Niederlage, der Tiroler Trainer Michael Streiter konnte daraus eine Systematik ableiten: „Wir machen das 2:0 nicht, ein Fehler passiert, und wir bekommen den Ausgleich.“ Unkonzentriertheit? Unvermögen? Wohl von beidem etwas. „Wir wissen intern, dass es Kopfsache ist“, befand Streiter nach Spielschluss.
Und da irrte er wohl. Denn das wussten mittlerweile auch die Gegner, deren Respekt vor der Kampfstärke des FC Wacker nach wie vor groß gewesen war. So groß wie das Wissen um die mentalen Defizite. Dabei würden alle an einem Strang ziehen. Das galt etwa auch für Roman Wallner, dem Trainer Streiter das Attribut „wertvoll“ zugestand. In Zeiten der Krise schienen der Routinier und er zusammengefunden zu haben. „Uns fehlt in entscheidenden Momenten die Jetzt-erst-recht-Mentalität“, konstatierte auch Lukas Hinterseer, der mit seinem Führungstor zwischenzeitlich für einen Lichtblick gesorgt hatte. Der Unterschied musste einem wie ihm, der im österreichischen Nationalteam die Mentalität abgebrühter Legionäre kennenlernen durfte, besonders ins Auge stechen.
In der Wacker-Kabine herrschte nach Spielschluss gegen Grödig erst einmal Schweigen, im Bus sei man zur Analyse übergegangen. Und im Training erinnerte man sich schließlich der Mannschaftskasse, die gemeinsamen Aktivitäten vorbehalten wäre. Hinterseer: „Wir haben schon länger nichts mehr miteinander unternommen. Im Laufe der Woche werden wir wohl einmal essen gehen.“ Die Stimmung schien jedenfalls besser als die Tabellensituation.