Wahrhaftig vom Winde verweht


Gregor wählt den stufigen Weg der Vernunft / Foto: GEPA

Klingenthal liegt zwar im Osten Deutschlands und dennoch wurden während der TV-Übertragung vom Weltcup-Auftakt der Skispringer Erinnerungen an einen der berühmtesten Hollywoodfilme wach: „Vom Winde verweht“ mit Vivien Leigh und Clark Gable in den Hauptrollen. Mit fast vier Stunden Laufzeit war er seinerzeit der Film mit der längsten Spieldauer. Was das mit Klingenthal zu tun hat? Dort war nach mehrstündiger Startverzögerung wegen Windes der Bewerb schließlich am späten Nachmittag nach dem ersten, nicht vollständig abgewickelten Durchgang abgebrochen und dennoch gewertet worden. Damit hieß der erste Weltcup-Sieger der Olympiasaison Krzysztof Biegun aus Polen, doch mehr als das Ergebnis werden die Ereignisse rund um den Abbruch im Gedächtnis bleiben.

Denn Weltcup-Titelverteidiger Gregor Schlierenzauer und sein „Vize“ Anders Bardal, die letzten beiden Starter im ersten Durchgang, hatten nach extrem langem Zuwarten entschieden, wegen zu großem Risiko nicht mehr zu starten. „Wir haben das gemeinsam besprochen, wir sind schon lange im Geschäft. Wir hatten Wind mit teilweise acht Metern pro Sekunde von der Seite, das ist gefährlich“, sagte Schlierenzauer und dies müsse man sich in einer Olympiasaison schon gar nicht antun. „Jeder kann das einschätzen, dass das von der sportlichen Wertigkeit nicht erste Sahne war. Deshalb haben wir entschieden, dass wir nicht springen“, erklärte Schlierenzauer, der dies nach Rücksprache mit Cheftrainer Alexander Pointner auch tat.

Pointner stellte sich voll hinter Schlierenzauer und verurteilte die Vorgangsweise der Jury. Doch nach insgesamt rund fünfstündiger Abrufbereitschaft sei dieser Bewerb von Beginn an eine Gratwanderung gewesen und habe sich dann zu einer sportlichen Wertlosigkeit entwickelt. Pointner: „Wenn jemand länger am Balken gesessen ist, war er einen km/h langsamer, weil auch Schneefall war, und es waren die unterschiedlichsten Winde. Und dann ist es gefährlich geworden.“ Schon vor dem unrühmlichen Ende hatte es aus österreichischer Sicht eine Schrecksekunde gegeben, denn Andreas Kofler hatte zunächst eine sehr unruhige Luftfahrt, ehe er nach vermeintlich gelungenem Aufsprung im Auslauf stürzte und gegen eine Bande krachte.