Ladies first – es war eine tolle Geste, den Damen bei den Nordischen Weltmeisterschaften in Oslo den Vortritt zu lassen, den Österreichern jedenfalls kam das durchaus gelegen, mit Daniela Iraschko stand immerhin eine der Top-Favoritinnen des ÖSV am Absprungbalken.
Paul Ganzenhuber und Ernst Vettori hatten den einzigen Platz am Midtstubakken gewählt, an dem sie im dichten Nebel die Übersicht über den Skisprungbewerb der Damen behalten konnten. Der ehemalige Stams-Direktor und der ÖSV-Nordisch-Direktor standen auf halber Strecke des Aufsprunghügels am Geländer einer Eisentreppe und hielten Daniela Iraschko die Daumen, die trotz schwieriger Bedingungen und Verletzung (Kapseleinriss) schon nach dem ersten Durchgang auf Goldkurs lag. „Ich war schon lange nicht mehr so nervös“, gestand Ganzenhuber. Dabei hat der 67-jährige Grandseigneur des österreichischen Skispringens schon alles erlebt.
Als die Wahl-Innsbruckerin dann im zweiten Durchgang unter lautem Jubel der über 6.000 Zuschauer wieder bei 97 Metern landete und damit zu Gold flog, fielen sich Vettori und Ganzenhuber überglücklich in die Arme. „Ich war so nervös, weil Daniela noch ein Schützling von mir ist“, erklärte Ganzenhuber. Ohne seine Hilfe würde die 27-Jährige nicht mehr Ski springen. Iraschko war bis vor zwei Jahren unter anderem einfach für zwei Wochen nicht zum Training erschienen und hatte als Torfrau beim FC Wacker angefangen Fußball zu spielen. Gegen das Einverständnis des Skiverbandes. Zwei Mal stand die gebürtige Steirerin vor dem Rauswurf beim Verband, immer wieder hatten Ganzenhuber und auch Damen-Skisprungchef Gerald Daringer ein gutes Wort für sie eingelegt.