Es war nicht der Abend des dezenten Lidstrichs – und auch nicht der kurzen Ansagen. Zumindest dann nicht, wenn Veranstalter, Organisationsleiter, Turnierboss, Strippenzieher, Moderator, Danksager und Blumenüberreicher Ferry Polai zum Mikrofon griff. Der Tausendsassa, der seit einem guten Vierteljahrhundert das World Masters in die internationale Auslage rückt, hatte schließlich einiges zu erzählen. Und das musste nicht zwingend etwas mit Tanzsport zu tun haben.
Da bekamen die staunenden Zuseher in der festlich herausgeputzten Olympiaworld schon einmal eine Schnurre über seine fußballerische Vergangenheit als IAC-Flügelflitzer zu hören. Oder eine wissenschaftlich belegte Nachforschung, wonach der Wiener Walzer vor ein paar hundert Jahren nicht etwa in Wien, sondern im Alpenraum seinen Ursprung genommen habe. Nur wenn Polai schweigt, dann wird getanzt – in bester Innsbrucker Tradition zu lateinamerikanischen Rhythmen und in einer schwer nachvollziehbaren Eleganz und Perfektion.
In Abwesenheit der fünffachen Weltmeister und mehrmaligen World-Masters-Sieger Cocchi/Zagoruychenko (USA), die sich wie einige andere Top-Paare auf die Weltmeisterschaft in Warschau vorbereiteten, nützten die italienischen Aushängeschilder Emanuele Soldi/Elisa Nasato die Gunst der Stunde und setzten beim obligaten Schautanz auch noch den famosen Schlusspunkt. Oder wie es die in diesem Sommer vom Turniertanz zurückgetretene Co-Moderatorin Julia Polai stilecht formulierte: „Spettacolare come sempre.“ Spektakulär wie immer, schließlich sind Soldi/Nasato für das fachkundige Publikum keine Unbekannten.
Spektakulär wie nie zuvor präsentierte sich auch das zweitplatzierte Duo aus den USA, Justinas Duknauskas/Anna Kovalova. Nicht zuletzt, weil die beiden nach der Trennung von ihren jeweiligen Partnern erstmals gemeinsam das Tanzbein schwangen und als neuformiertes Traumpaar eine große Zukunft vor sich haben.