Titel wanderte in die Provinz


Ehre, wem Ehre gebührt - Aich/Dob entthront das Hypo Tirol Team in einer dramatischen Finalserie / Foto: GEPA

Aich/Dob-Manager Martin Micheu hatte im Vorfeld der siebenten und alles entscheidenden Finalpartie nicht zu viel versprochen. In Bleiburg herrschte der gelbblaue Ausnahmezustand. Schon bei der Ortseinfahrt wurde Micheu und sein Team zu den herausragenden Leistungen gratuliert. Die JUFA Arena war 90 Minuten vor dem Anpfiff bis zum Bersten voll, es war heiß wie in einer überfüllten Sauna.

Aber jeder wollte mitschwitzen, schließlich war’s die letzte Schlacht, in der sich die Kärntner mit dem ersten Meistertitel in der Vereinshistorie „belohnten“. Gegen ein Hypo Tirol Team, das vom Verletzungspech geradezu verfolgt worden war. Bei den letzten Punkten in der unglaublich spannenden Best-of-Seven-Serie in Bleiburg standen die Gäste aus Innsbruck nur noch mit dem allerletzten Aufgebot auf dem Feld: Und als sich Alex Berger Mitte des vierten Satzes mit Kapselriss im linken Handgelenk ins Lazarett zu Carletti, Frances, Boff, Szabó und Koraimann gesellt hatte, war der Ofen endgültig aus.

„Zum Schluss war’s ein Witz“, spielte Manager Hannes Kronthaler auf die Aufstellung an, die mit Tamás Kaszap und Alexander Tusch beide Aufspieler sowie Mittelblocker Daniel Gavan als Angreifer am Parkett sah. Bei allem Charakter lässt sich in so einer Formation kein Entscheidungsspiel mehr gewinnen. Die Ursachenforschung bei Kronthaler ging mit Blick in die Zukunft freilich weiter.

V wie Verletzte: So viele Ausfälle in einer Spielzeit hatte die Volleyballwelt noch nicht gesehen. „Champions League, Mitteleuropäische Volleyballliga und das fragwürdige System in der Austrian Volley League haben uns 45 Pflichtspiele beschert. Ich habe gesehen, dass das für einige offenbar auch zu viel ist. So etwas kann halt passieren. In dieser Form werden wir die Wettkämpfe nicht mehr bestreiten.“

P wie Personal: Kronthaler vermisste in den entscheidenden Saisonspielen routinierte Winnertypen wie Leo, Chocholak oder auch Carletti, die einen wie Aich/Dob-Angreifer Sequeira schon im ersten Spiel unterm Netz „gefressen“ hätten. Bei Gavan, Cebron, Laure, Koch und Szabó liefen die Verträge aus, die Chancen auf Verlängerung standen allgemein schlecht. Auch Boff und Kaszap, die noch Verträge hielten, hatten sich die Missgunst des Hypo-Zampanos eingefangen.

„Wir haben einen Trainer, Co-Trainer, Statistiker und Physiotherapeuten. Aich/Dob hat einen Trainer und einen Wasserträger auf der Bank. Und wir verlieren“, fand Kronthaler, dass ein Ungleichgewicht zwischen Aufwand und Ertrag herrschte.