Wer träumt denn nicht von einer Reise nach Rio de Janeiro, vom Zuckerhut, der Copacabana – auch Kathrin Unterwurzacher, Tiroler Judoka mit riesigem Zukunftspotential, träumte diesen Traum von Brasilien, vor allem aber mit dem Hintergrund einer WM-Teilnahme. Für die Weltmeisterschaften hatte sich die 21-Jährige qualifiziert, in Runde eins die Kolumbianerin Diana Velosca klar besiegt. Doch in Runde zwei endete der Traum von einer – zugegeben – Sensation doch vorzeitig.
Völlig erschöpft und außer Atem lag Kathrin nach fünf kräfteraubenden Minuten in der Klasse bis 63 Kilogramm auf der Matte in der WM-Halle von Rio de Janeiro. Mit der Hand strich sie sich Schweiß und ein paar Tränen aus dem Gesicht. Gegen die bullige Slowenin Tina Trstenjak (Nummer acht der Welt) war jedoch nichts zu machen gewesen. „Leider war die Niederlage relativ klar“, meinte Trainer Martin Scherwitzl. In seiner Stimme klang noch die Enttäuschung mit. „Kathrin hat alles gegeben. Für sie gibt es den Gedanken der Niederlage nicht.“ Die Hoffnung, dass Unterwurzacher bei ihrer ersten WM in der allgemeinen Klasse überraschen würde, wurde zu früh gestoppt. „Wir sind noch nicht so weit, aber wir bleiben dran“, betonte Scherwitzl.
Und das galt nach diesen Titelkämpfen auch für Bernadette Graf. Nach einem Freilos in der ersten Runde musste sich die Teamkollegin von Unterwurzacher gegen María Pérez aus Puerto Rico nach nur wenigen Augenblicken auf der Matte geschlagen geben. Die 21-Jährige landete nach zweieinhalb Minuten und einem technisch sauberen Wurf (Ippon) unsanft auf dem Boden der Tatsachen: Aus im ersten Kampf. „Das war ein schwerer taktischer Fehler. Sie hat eine Bewegung zur Partnerin hin gemacht, die sie nicht machen darf“, so Martin Scherwitzl. Aus seiner Enttäuschung machte er keinen Hehl. Schon vor dem Kampf habe er ein ungutes Gefühl gehabt: „Das war nicht die Bernie Graf, sondern ein nervöses Mädl.“ Beinhart bekam die Tulferin die Tücken im Judosport aufgezeigt: In einem Bruchteil einer Sekunde kann alles vorbei sein.