„Die beste Stimmung auf der Tour“, mit diesem Kompliment verabschiedeten sich die Doppelgegner von Alexander Erler und Lucas Miedler sowie viele weitere Spieler aus Kitzbühel. Nicht nur die Protagonisten freuten sich darüber, nach rund eineinhalb Jahren wieder vor einem begeisterten Publikum spielen zu dürfen, auch die Veranstalter des Generali Open Kitzbühel zeigten sich zufrieden: „Mit Abstand am besten war die Stimmung und die Tatsache, dass wir wieder vor Publikum spielen konnten. Da hat man gesehen, dass die Leute ausgehungert nach Live-Events sind. Es war ein Gefühl von Normalität, sobald man sich mit den 3G, die streng kontrolliert wurden, am Gelände aufhielt“, so Turnierdirektor Alexander Antontisch und Geschäftsführer Florian Zinnagl unisono.
Ihre Bilanz fiel durchwegs zufrieden aus: „Umso glücklicher sind wir jetzt darüber, dass wir so viele positive Rückmeldungen erhalten haben und sich Spieler, Publikum und Mitarbeiter bei uns wohlgefühlt haben.“ Entscheidend zum perfekten Gelingen dieses Turniers beigetragen hat vor allem ein Tiroler – Alexander Erler.
Der Kufsteiner bedankte sich quasi auf seine ganz besondere Art für die Wild Cards, die er von den Organisatoren erhalten hatte. Erst im Einzel und dann noch im Doppel. Im Einzel besiegte Erler in einem großartigen Match den spanischen Jungstar Carlos Alcaraz mit 7:5, 1:6, 6:2 und qualifizierte sich für das Achtelfinale, wo dann allerdings gegen den Schweden Mikael Ymer Endstation war.
„Klar bin ich ein bisschen traurig, dass ich verloren habe. Ich habe zu viele Fehler gemacht“, analysierte der Tiroler und ergänzte dann, angesprochen auf seinen ersten ATP-World-Tour-Sieg vom Vortag: „Ich habe gegen einen Top-60-Mann gewonnen, gegen einen Top-100-Mann verloren. Ich glaube, dass ich auf dem richtigen Weg bin.“
Stimmte ganz genau, denn die wundersame Reise von Alex Erler ging im Doppel weiter. Eigentlich unglaublich – keinen einzigen Punkt hatten Lucas Miedler und Alexander Erler vor den Generali Open in Kitzbühel als Doppel gespielt, kein einziges Mal hatten die beiden Seite an Seite trainiert – doch am Ende machte das mit einer Wildcard ins Turnier geholte österreichische Doppel die Sensation perfekt.
Mit einem 7:5, 7:6 (5) gegen die routinierten Roman Jebavy / Matwe Middelkoop (CZE/NED), die beide schon in Kitzbühel das Turnier gewonnen hatten, feierten Erler/Miedler bei ihrem Debüt nach vier Siegen den ersten ATP-Doppel-Titel. „Es ist unglaublich, ein Wahnsinn. Ich bin stolz, dass wir das geschafft haben“, jubelte der Kufsteiner, der sich als erster Tiroler seit 1946 in die Kitz-Siegerliste eintrug.
Der zwei Jahre ältere Niederösterreicher Miedler freute sich „riesig“ und entschuldigte sich sogleich bei seiner Freundin, weil er mit ihr für diese Woche eigentlich schon den Urlaub auf Korfu gebucht hatte. Die Lockerheit war Trumpf des Duos, gerade im Viertel- und Halbfinale, in dem die beiden Matchbälle abwehren mussten und mit ihrer Coolness die Tennis-Courts von Kitzbühel füllten und begeisterten.
Zuletzt waren die beiden Österreicher Dominic Thiem und Dennis Novak 2016 im Finale erst im Champions-Tiebreak unterlagen. Übrigens – der Sieger im Einzel wurde am Finaltag erst knapp vor Mitternacht, nach langer Regenpause, ermittelt. Genau um 23.33 Uhr verkündete der Schiedsrichter: „Game, Set and Match Casper Ruud.“
Norwegens Tennis-Star kürte sich mit dem 6:1, 4:6, 6:3 gegen Spaniens Überraschungsfinalisten Pedro Martinez zum Sieger der Generali Open und gewann damit als erster Spieler seit zehn Jahren drei ATP-Turniere in Folge. Der 22-Jährige, der von jenem Tag an als Nummer zwölf der Welt im Ranking auftauchte, hatte in den beiden Wochen zuvor in Baastad (SWE) und Gstaad (SUI) ebenfalls auf 250-Punkte-Ebene triumphiert.
„Es waren drei unglaubliche Wochen. Aber drei Titel in drei Wochen kommen nicht von ungefähr. Auf Sand musst du dir jeden Punkt extrem hart erarbeiten“, meinte Ruud, der sich aufgrund der späten Ansetzung seiner Partie und den damit verbundenen Regenfällen als wahrer Marathon-Mann von Kitzbühel herausstellte. Und der siegreiche Topfavorit ergänzte: „Ich möchte unbedingt wiederkommen.“