Die Königsklasse ist zurück – mit 112 Tagen Verspätung und einem Riesenspektakel startete die Formel 1 in Spielberg in die neue Saison. Und mit einem Podium, das so wohl niemand erwartet hatte: Valtteri Bottas (Mercedes) vor Ferraris Charles Leclerc und McLaren-Youngster Lando Norris. Drei Safety-Car-Phasen, neun Ausfälle und gleich zwei Strafen für Weltmeister Lewis Hamilton – da blieben während der 71 Runden wohl keine Wünsche offen in der Obersteiermark.
Dass die Mercedes-Truppe ein Wörtchen um den Österreich-Sieg mitreden würde, war nach der Machtdemonstration im Qualifying außer Frage gestanden. Doch die Mehrheit hatte mit einem auftrumpfenden Hamilton gerechnet. Am Renntag allerdings war es sein finnischer Stallrivale, der sich über die gesamte Renndistanz fehlerlos hielt und – wie im Vorjahr in Australien – den ersten Grand Prix für sich entscheiden konnte.
Nicht ohne einige Schrecksekunden. „Wir hatten Probleme mit dem Getriebe und den Sensoren. Dann kam eine Safety-Car-Phase nach der nächsten. Das willst du als Führender natürlich nicht. Bei der letzten Safety-Car-Phase dachte ich mir ‚Ist das euer Ernst?‘, aber da war ich dann souverän beim Abwehren der Angriffe“, erklärte Bottas mit einem zufriedenen Lächeln.
Seinem Teamkollegen Hamilton hingegen war das Lachen schnell vergangen. Noch vor dem Start war sein Überholmanöver im Qualifying unter gelber Flagge mit einer Rückversetzung um drei Plätze geahndet worden. Langsam hatte sich der sechsfache Titelträger auf Rang zwei vorgearbeitet, übersah dann aber den heranstürmenden Alex Albon (Red Bull) und rammte ihn ins Kiesbett. Dafür setzte es eine Fünf-Sekunden-Strafe. Das Podium war damit außer Reichweite.
In der nur eine Woche später stattfindenden Revanche, dem zweiten Rennen in Spielberg, demonstrierte dann Mercedes-Aushängeschild Lewis Hamilton seine überragende Klasse. Da triumphierte der Brite zum insgesamt 85. Mal in einem Grand Prix und schob sich damit gleichsam in den Windschatten von Rekord-Sieger Michael Schumacher (91).
Max Verstappen, der große Herausforderer von Hamilton und diesmal Dritter, wusste nach dem Rennen nicht so recht, was er sagen sollte. Etwas zerknirscht saß der Niederländer bei der Pressekonferenz in seinem Sessel. Der Red-Bull-Star hatte alles gegeben, musste aber ernüchtert feststellen, dass es beim zweiten Spielberg-Gastspiel bei Weitem nicht gereicht hatte.
Der WM-Titel dürfte auch heuer nur über Mercedes führen. Und im Speziellen über Lewis Hamilton. Denn der 35-Jährige dominierte dieses Rennen wie lange nicht mehr – Teamrivale Valtteri Bottas musste sich nach dem Sieg in der Vorwoche mit Rang zwei begnügen. „Ich habe alles gegeben, um an den beiden Mercedes dranzubleiben, aber es war nicht genug. Noch nicht. Doch wenn wir die WM gewinnen wollen, dann müssen wir auch Rennen gewinnen“, deponierte Verstappen etwas gereizt.
In dasselbe Horn blies sein Boss, Motorsport-Konsulent Helmut Marko: „Wir verlieren auf den Geraden signifikant gegenüber Mercedes.“ Diese Demütigung auf der Heimstrecke schmeckte dem „Doktor“ so gar nicht. Wie auch immer – die Silberpfeile spielten mit der Konkurrenz. Und das auf einer Strecke, die ihnen nicht liegen sollte. Die Nummer zwei bei Mercedes war diesmal mehr oder weniger chancenlos: „Das war lediglich Schadensbegrenzung für mich. Ich bin nicht ganz so glücklich, aber Lewis hat einen beeindruckenden Job gemacht.“
Hamilton rast jedenfalls mit Geschwindigkeitsüberschuss Richtung Rekordbücher. Allein die Rennsiege betreffend fehlten dem Engländer nur noch sechs auf Rekordweltmeister Michael Schumacher.