So wurde Bormio zu Bennis Reich


Benni mit der Medaillensammlung von Bormio:zweimal Gold, zweimal Silber, einmal Bronze / Foto: GEPA

Dass aber die zweiten Titelkämpfe in Bormio unvergessen bleiben werden, und zwar in jeder Beziehung, dafür sorgte nicht Miller und auch nicht Raich, sondern die RAI, der staatliche TV-Sender. Weil die Mitarbeiter der RAI Lombardei einer italienischen Leidenschaft frönten und streikten, gab’s kurzfristig keine TV-Bilder, kein Rennen, nur schwache Ausreden und Rechtfertigungen, Beschwichtigungen und Schuldzuweisungen. Ein bitterer Nachgeschmack blieb allemal, aber wer weiß, für was die daraus resultierende Verschiebung um 24 Stunden gut war.

Einen jedenfalls schien das TV-Theater völlig kalt zu lassen – den Herminator. Denn gerade in dem Augenblick, als nicht mehr viele damit gerechnet hatten, schlug für Hermann Maier die goldene Stunde. In jener Disziplin, in der er schon sehr lange im Niemandsland gecarvt war. Es war ein stiller, ein inniger Jubel, als sich der Halbzeitführende Daron Rahlves nur mit der drittbesten Zeit einbremste und damit Maier als neuer Riesentorlauf-Weltmeister feststand. Der Mann mit dem gelben Helm sank in den Sekunden des ersten Glücks auf die Knie, küsste den Schnee und sah sich rasch einer Riesenschar von Gratulanten gegenüber. Benjamin Raich, der Vizeweltmeister, war der Erste, dann der „bronzene“ Rahlves, ehe der Zielraum nur noch so von Menschen wimmelte. Nicht, weil Hermann Maier jedermanns Liebling ist, sondern weil jedermann einem ganz Großen die Aufwartung machen wollte, der einmal mehr Unglaubliches geleistet hatte.