Das alpine Weltcupfinale in Soldeu, Andorra – tolle Pisten, ein fantastisches Ambiente, es war ein würdiger Abschluss einer ereignisreichen alpinen Saison. Und zwei Stars standen im Mittelpunkt. Mikaela Shiffrin, die auf dem obersten Podest ihren ganz persönlichen Rekordwinter sozusagen standesgemäß beendete. Die US-Amerikanerin hatte in Soldeu auch den abschließenden Riesentorlauf für sich entschieden und feierte damit ihren bereits 17. Saisonsieg, mit dem sie sich auch die Kleine Kristallkugel für den Gewinn der Spezialwertung sicherte.
Beste ÖSV-Dame im letzten Weltcuprennen war die Tirolerin Eva-Maria Brem als Siebente. Noch überraschender als jener von Brem, war der Auftritt der Juniorenweltmeisterin Alice Robinson aus Neuseeland, die sich Platz zwei sicherte. Weltmeisterin Petra Vlhova landete knapp dahinter. Und neben Brem landeten in diesem Finale noch drei weitere Österreicherinnen in den Punkterängen: Katharina Liensberger (8.), Bernadette Schild (11.) und Ricarda Haaser (13.)
Shiffrin, die mit 2.204 Zählern als zweite Skirennläuferin nach der Slowenin Tina Maze (Rekord 2.414 in der Saison 2012/13) die 2.000-Punkte-Marke übertraf, hält nach diesem Winter bereits bei 60 Weltcupsiegen, zehn davon feierte sie im Riesentorlauf. Die amtierende Weltmeisterin im Super-G und Slalom hatte zuvor schon die Große Kristallkugel für die erfolgreiche Titelverteidigung im Gesamtweltcup sowie die Trophäen für die Gewinne der Super-G- und Slalom-Wertung gewonnen.
Aber Kristall für den Riesentorlauf war mit besonderen Emotionen verbunden. Die zweifache Olympiasiegerin brach unmittelbar nach ihrem Erfolg in Tränen aus, so sehr freute sie sich über den erstmaligen Triumph in der Riesentorlaufwertung. „Diese Kugel war mein Ziel seit meinem ersten Gewinn im Slalom“, betonte Shiffrin.
Die in Schwaz geborene Eva-Maria Brem war indes froh, dass sie nach ihrer langen Verletzungspause wieder den Anschluss gefunden hatte. „Es war eine gute Leistung. Gott sei Dank habe ich zum Schluss zeigen können, dass ich konkurrenzfähig bin. Für mich waren diese Ergebnisse unglaublich wichtig“, bekräftigte die 30-Jährige, die am 7. März 2016 in Jasna als bisher letzte rotweißrote Läuferin einen Weltcup-Riesentorlauf gewonnen hatte. Damals sicherte sich Brem auch die Kleine Kristallkugel in ihrer Paradedisziplin.
Während Shiffrin jubelte und feierte, waren bei den Herren die Entscheidungen in den Disziplinenwertungen bereits gefallen – als gleich dreifacher Kristallkugelgewinner durfte sich Marcel Hirscher feiern lassen, auch wenn dem Salzburger in Soldeu kein Spitzenplatz mehr gelungen war. Also ging es im abschließenden Slalom nur noch um den Tagessieg und Topplatzierungen.
Mittendrin in diesem Kampf der Begehrlichkeiten auch der Fieberbrunner Manuel Feller, dem just im letzten Slalom 18 Hundertstelsekunden für seinen ersten Weltcupsieg fehlen sollten. Doch obwohl er den abschließenden Triumph nur knapp verpasste, durfte der Tiroler mit dem dritten Podestrang in diesem Winter, dem vierten seiner Karriere, positiv bilanzieren. Lediglich der Franzose Clément Noël war im Finale schneller als Feller, der sich von Rang neun mit der zweitbesten Laufzeit nach vorn gearbeitet hatte.
„Ich habe kurz sogar mit dem Sieg gerechnet, dafür habe ich aber im ersten Durchgang zu viel Zeit liegen gelassen. Ein Sieg wäre aber auch ein bisschen kitschig gewesen“, spaßte der Tiroler. „Wenn ich die zwei Ausfälle bei den Heimrennen nicht gehabt hätte, dann wäre das eine unglaubliche Saison. Der Speed war immer da, ich habe an mich geglaubt und nur Geduld gebraucht.“ Schon im Riesentorlauf in Soldeu war er Vierter geworden und zuletzt in Kranjska Gora ebenfalls Slalom-Vierter.
Weltmeister Hirscher war hingegen nicht zurechtgekommen. „Speziell auf so einem Schnee habe ich seit eh und je Aufholbedarf, aber Manuel hat gezeigt, wie es geht, Chapeau“, gratulierte der große Saisondominator. Seinen letzten Weltcupsieg hatte der Salzburger am 29. Jänner im Nachtslalom von Schladming gefeiert. Für Noël wiederum war es der dritte Saisonsieg nach Wengen und Kitzbühel, auf Rang drei landete der Schweizer Daniel Yule.
Und Felix Neureuther? Bei seinem letzten Auftritt im Skizirkus landete der Deutsche auf dem siebenten Platz. Neureuthers Abschied sah auch Feller mit „einem weinenden Auge“. Er sei immer ein Vorbild gewesen. „Ein grandioser Sportler wie Mensch“, sagte der Tiroler. Neureuther meinte, er habe mit einem guten Ergebnis aufhören wollen und das sei ihm gelungen.
Gefeiert wurde in Soldeu aber auch im Lager der ÖSV-Abfahrtsdamen dank der Steirerin Nicole Schmidhofer, die sich in Andorra trotz Rang elf (beim Sieg von Mirjam Puchner) erstmals den Abfahrtsweltcup vor Stephanie Venier sicherte. Bei den Herren blieb der in Tirol lebende Schweizer Beat Feuz vor Dominik Paris. Und die Nationenwertung sicherte sich – natürlich das ÖSV-Team.