„Seleção“ beendete tolle Serie


In Klagenfurt traf Schöpf beim vielbejubelten 2:1-Sieg gegen den Erzrivalen Deutschland ... / APA/EXPA ... gegen Brasilien (0:3-Niederlage) indes und gegen Superstar Neymar hatten Österreich und der Ötztaler nicht viel zu "plaudern" / GEPA

So verrückt kann Fußball sein – in Klagenfurt regnete es, als hätte der Himmel alle Schleusen geöffnet, deswegen drohte eine bittere Absage, ehe der Klassiker Österreich gegen Deutschland mit fast zweistündiger Verspätung doch noch angepfiffen werden konnte.

Am Ende der 90 Minuten stand ein historischer Abend in den Büchern des ÖFB, denn das phasenweise wie entfesselt aufspielende österreichische Fußballnationalteam hatte erstmals seit 1986 Weltmeister Deutschland wieder besiegt und feierte den siebenten Erfolg in Serie.

Nach einem beinahe fatalen Kimmich-Fehlpass im eigenen Strafraum dominierte zunächst das deutsche Pass- und Positionsspiel, erste gelungene rot-weiß-rote Aktionen waren da aber auch schon erkennbar. Ein zu kurz geratener Abschlag von ÖFB-Goalie Jörg Siebenhandl landete nach elf Minuten vor den Beinen von Arsenal-Legionär Mesut Özil, der sich nicht zweimal bitten ließ und zum 0:1 einschoss.

Aber die ÖFB-Elf reagierte nicht geschockt, zündete auch, angetrieben vom Ötztaler Alessandro Schöpf, immer wieder den Vorwärtsgang, die letzte Präzision im Abschluss blieb allerdings aus. Stattdessen hatte man Glück, dass Siebenhandl nach Petersen-Vorlage einen Hochkaräter von Julian Brandt gerade noch entschärfen konnte (21.).

Danach war es mit der deutschen Überlegenheit allerdings vorbei, Arnautovic und Co. störten schon früh im Aufbau, und beim Weltmeister schlichen sich ungewohnte Fehler ein. Daraus ergab sich nach einem Zulj-Schuss die große Ausgleichschance für Florian Grillitsch, Manuel Neuer fischte den Ball aber wie zu seinen besten Zeiten aus dem kurzen Eck.

Der „große Nachbar“ hatte auch nach der Pause seine Probleme, und während Alaba eine Riesenchance noch „vernebelte“, traf Martin Hinteregger nach einem Eckball spektakulär zum 1:1. Dann scheiterte Arnautovic an Neuer, „Rot-Weiß-Rot“ hatte am Rasen und auf den Rängen längst das Kommando übernommen. In Minute 69 war das Wörtherseestadion endgültig ein Tollhaus – Lainer hatte eine Baumgartlinger-Flanke perfekt auf Schöpf weitergeleitet, und der Tiroler markierte mit seinem vierten Länderspieltor das letztlich entscheidende 2:1.

Erfreuliches Detail am Rande einer großen Fußballnacht: Sieben Siege in Serie waren zuletzt dem Wunderteam von 1933 bis 1934 gelungen.

Dass es in dieser Tonart nicht weitergehen würde, war natürlich jedem bewusst, vor allem angesichts des nächsten Gegners. Tatsächlich mussten sich die Österreicher bei der WM-Generalprobe den Brasilianern in Wien vor 48.500 Zuschauern mit 0:3 geschlagen geben. Der Rekordweltmeister war für David Alaba und Co. eine Nummer zu groß.

Die Enttäuschung darüber hielt sich in Grenzen: „Wir haben gegen die beste Mannschaft der Welt gespielt, die werden der nächste Weltmeister. Fertig“, sagte Marko Arnautovic, dem nach dem 0:3 gegen die „Seleãão“ nichts anderes übrig geblieben war, als den imaginären Hut zu ziehen. Es war jedenfalls das Ende der sieben Siege umfassenden Serie oder anders formuliert: Da kam das ÖFB-Team wohl vom Regen in die Traufe.