Raich ließ sich nicht zweimal bitten


Benni Raich kehrt zum Siegen zurück / Foto: GEPA An dieses Siegerbild wird sich Raich gerne erinnern / Foto: GEPA

Das war der Benni Raich wie man ihn kennt – von Platz acht raste der Pitztaler mit totalem Risiko zum Sieg. Im Riesenslalom von Beaver Creek gewann der Tiroler nach genau 363 sieglosen Tagen endlich wieder einmal – und zwar sein insgesamt 31. Weltcuprennen.

Knapper geht es ja wirklich nicht mehr! Eine Hundertstel Vorsprung reichte dem Benjamin zum Triumph. Dabei hatte es im ersten Durchgang ganz und gar nicht nach einem Erfolg des „Blitz aus Pitz“ ausgesehen. Aber Ausnahmekönner wachsen in Bedrängnis über sich hinaus. Und nach 363 Tagen ohne Sieg und als Achter mit 1,05 Sekunden Rückstand aus dem ersten Durchgang war Raich in großer Bedrängnis. Hatte nichts zu verlieren. Also ging er im zweiten Durchgang auf volles Risiko. Während Lokalmatador Ted Ligety im zweiten Durchgang nicht über Rang 13 hinauskam, brauste der Pitztaler noch mit zweitbester Laufzeit aufs oberste Stockerl und kam als einziger ÖSV-Läufer in die Top Ten an diesem Tag.

„Vor dem Rennen habe ich mir schon etwas ausgerechnet, aber nach dem ersten Durchgang war es natürlich sehr schwierig. Ich habe dann probiert, alles am Limit zu fahren. Im unteren Teil ist mir das im Gegensatz zum ersten Durchgang auch gelungen“, lautete der erste Kommentar von Raich, der zuletzt am 9. Dezember 2007 ein Weltcuprennen (Slalom in Bad Kleinkirchheim) gewonnen hatte. Im Riesentorlauf war der Doppel-Olympiasieger von 2006 zuletzt am 3. März des Vorjahres in Kranjska Gora Sieger. Insgesamt stand er in dieser Disziplin zwölf Mal ganz oben auf dem Stockerl.

Der norwegische Doppel-Weltmeister Aksel Lund Svindal, der einen Tag nach der Abfahrt ja auch den Super-G auf seiner früheren Unglückspiste im amerikanischen Beaver Creek gewonnen hatte, schrieb ein weiteres Kapitel in seinem Märchenbuch. Er wurde im technisch äußerst schwierigen RTL Dritter. Hinter Svindal platzierte sich das norwegische Supertalent Kjetil Jansrud mit beeindruckender Laufbestzeit im Finale auf Rang vier.

Stark fuhr auch der junge Österreicher Hirscher, der als Einziger des extra für den Riesentorlauf eingeflogenen ÖSV-Quartetts trotz Startnummer 50 als 15. unmittelbar vor Görgl in die Punkte kam. Zweitbester Österreicher war Romed Baumann.

Wie macht er das nur, der Benni Raich? Erst hatte er ein Jahr lang kein Rennen gewonnen, dann schlug er innerhalb weniger Tage gleich zweimal hintereinander zu. Noch dazu auf verschiedenen Kontinenten. Dem RTL-Sieg von Beaver Creek ließ der Pitztaler im französischen Val d’ Isère einen Erfolg in der Super-Kombination folgen. Benni und Marcel Hirscher als Dritter haben Österreichs Skifahrerseele beruhigt, mit diesen Ergebnissen wurde die Beziehung zur „Face de Bellevarde“ vorerst auf eine solide Basis gestellt.

Das ist nicht unwichtig, denn am selben Hang, wo der Pitztaler seinen zweiten Saisonsieg im Skiweltcup feierte und der Salzburger Jungstar hinter Grange (FRA) als Dritter vom Podest lachte, findet im Februar schließlich die alpine Ski-Weltmeisterschaft statt. „Das ist ein sehr schwieriger Hang, wenn du hier auf Zug gehst, wirst du zu schnell, da musst man aufpassen, dass man nicht die Kontrolle verliert“, schilderte Raich jene Strecke, die bereits Patrick Ortlieb 1992 bei seiner Fahrt zu Olympiagold so ins Herz geschlossen hatte.