Insgeheim mag er wohl ein wenig damit spekuliert haben, und dennoch war die Überraschung im Hause Ortner groß, als tatsächlich das Smartphone klingelte. Am anderen Ende? Der Agent des Tiroler Basketballstars. Mit zwei Angeboten im Talon.
Da wollte der Benjamin, Vater dreier Kinder auf Heimaturlaub, nicht lange überlegen. Aus dem kleinen Gesprächsfunken wurde gleichsam ein Flächenbrand, plötzlich war der Name des 2,06 Meter großen Centers fixes Thema in den italienischen Medien. Irgendwie verständlich, denn Ortner, 35 Jahre alt, gut 13 Jahre lang in der höchsten Serie A am Werk, mit den Gedanken schon beim Karriereende, war wieder da. Ein gefragter Mann.
Nur wenige Stunden nach dem Telefonat wurde das Comeback schriftlich besiegelt. Einziges Zugeständnis an die in Innsbruck lebende Familie: Der Tiroler entschied sich nicht für den Serie-A-Vierten Avellino (bei Neapel), sondern für das näher gelegene Team aus Reggio Emilia (Pallacanestro Reggiana).
„Es war mehr eine Entscheidung aus dem Gefühl heraus. Ich glaube, dass ich dem Team gut helfen kann. Unser Ziel ist es, die Play-offs der besten acht zu erreichen“, erklärte Ortner, wohl wissend, dass das Team derzeit nach sechs Spielen auf Rang 16 im Liga-Keller steckte.
Doch in der 42.000-Einwohner-Stadt schließt sich der Kreis: Nach dem Studium am US-College hatte der Italien-Liebhaber just hier im Jahre 2005 seinen ersten Arbeitgeber gefunden, bestritt schon 66 seiner nunmehr 415 Serie-A-Spiele für Reggiana.
Der Vertrag läuft bis Saisonende. Ein Wermutstropfen: Das Team könnte ihn im Jänner entlassen. Denn bei den Italienern fegt der Verletzungsteufel durch die Reihen – zuletzt erwischte es zwei Akteure auf Ortners Position („Die sind beide auf meinem Niveau“). Kaltstart ist es dennoch keiner, hat sich Ortner doch in Mailand fit gehalten: „Ich bin gut in Form und bereit. Es kann jederzeit losgehen.“