ÖOC-Athleten mit 17 Medaillen in Sotschi und insgesamt 300 Olympiamedaillen


Kehrte aus Sotschi mit zwei Stück Edelmetall nach Hause zurück - Niki Hosp. / Foto: GEPA Medaillenbusserl für Niki Hosp von Papa Hans. / Foto: GEPA Österreichs olympische Slalom-Helden: Marcel Hirscher beglückwünschte Mario Matt zur Goldmedaille. / Foto: GEPA Ehre, wem Ehre gebührt. - Josef Margreiter, Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer, Karl Stoss, Egon Zimmermann und LH Günther Platter feierten Olympia-Sieger Mario Matt. / Foto: GEPA Dominik Landertinger ... / Foto: GEPA ... Medaillengarant der Biathleten. / Foto: GEPA

Olympia in Russland! Am 7. Februar um 22:26 Uhr Ortszeit hatte Staatspräsident Wladimir Putin mit der Formel „Ich erkläre die XXII. Olympischen Winterspiele von Sotschi für eröffnet“ das Startsignal für das erste Weltfest des Wintersports in Russland verkündet. 2900 Sportler aus 88 Nationen sollten das 16-tägige Spektakel auf Eis und Schnee in eine faszinierende Gala des Sports verwandeln. Mit Eishockey-Torhüter Wladislaw Tretjak und der dreimaligen Paarlauf-Olympia-Siegerin Irina Rodnina hatten zwei Legenden gemeinsam die Olympische Flamme, die zuvor unter anderem von Tennisspielerin Marija Scharapowa und Ringer-Legende Alexander Karelin in die Arena getragen worden war, entzündet.

Sotschi 2014 – es waren die größten, teuersten, aber auch umstrittensten Winterspiele aller Zeiten. Mittendrin statt nur dabei – ein Rekordaufgebot von 130 Österreichern, die mit insgesamt 17 Medaillen, davon viermal Gold, achtmal Silber und fünfmal Bronze, nach Hause zurückkehrten. Überschattet wurden die rot-weiß-roten Erfolge vom Dopingfall Dürr. Der Langläufer war just am letzten Tag der Spiele wegen einer positiven A-Probe auf EPO ausgeschlossen worden. Mit insgesamt 33 Medaillen, davon 13 in Gold, elf in Silber und neun in Bronze, war das Gastgeberland Russland die erfolgreichste teilnehmende Nation.

Erfolgreich durften auch Tirols Olympia-Starter bilanzieren, allen voran der „Goldene Mario“ Matt. 13 Jahre nach seinem WM-Titel „dahoam“ in St. Anton raste der Flirscher gleichsam in den Ski-Olymp, setzte seinen beiden WM-Titeln von 2001 und 2007 als ältester Skifahrer, der je eine Medaille gewonnen hatte, die goldene Olympia-Krone auf. Als 34-Jähriger plus 319 Tage! „So alt fühle ich mich gar nicht“, lachte der Tiroler, der allerdings seine Konkurrenz an diesem denkwürdigen Tag ziemlich alt aussehen ließ. Mit einem Augenzwinkern bestätigte Mario, dass es eigentlich „sein“ Bedingungen gewesen waren, ein Schnee wie im Frühjahr. Das habe er ausgenützt. Eiskalt, ganz seiner Art entsprechend.

Es war die einzige Goldene für Tirol, aber fünfmal Silber und dreimal Bronze untermauerten, dass Sotschi für Hosp und Co. durchaus eine Reise wert gewesen war. Apropos Hosp – mit Silber in der Super-Kombi und Bronze im Super-G spielte die Außerfernerin gerade zur richtigen Zeit ihre beste Form aus. Wie schon vor acht Jahren, als sie in Turin Silber im Slalom gewonnen hatte. Vor vier Jahren allerdings war Niki zum Zuschauen verurteil gewesen, saß mit gerissenem Kreuzband und gebrochenem Herzen, wie sie meinte, zu Hause in Bichlbach vor dem Fernseher. Diesmal hielt sie sich quasi schadlos, drängte auf den olympischen Abfahrts- und Slalom-Pisten von Krasnaja Poljana glänzend ins Bild und kombinierte zu Olympia-Silber. Rang acht in der Abfahrt und die viertschnellste Slalom-Zeit ergaben in Summe Rang zwei. „Es ist ein Traum und eine Genugtuung nach dieser schweren Zeit.“

Ebenfalls als zweifacher Medaillengewinner kehrte Dominik Landertinger nach Hochfilzen zurück. „Ich habe ein gutes Talent. Das nutze ich aus“, sagte Landertinger nach dem Silber-Coup im Sprint. Dieses Talent hatte einst schon Bjørndalen erkannt, der ihn vor Jahren einmal als seinen Nachfolger bezeichnet hatte: „Aber in diese Fußstapfen wird keiner mehr treten“, betonte der Olympia-Zweite und sprach dem 40-jährigen Norweger, der zum siebenten Mal Olympia-Sieger wurde, seine Bewunderung aus: „Der ist auch auf dem Boden geblieben. Trotz seiner ganzen Medaillen. Er ist einfach ein cooler Typ, der professionell arbeitet. Wenn du ihm im Training zuschaust, kannst du immer noch etwas lernen.“

Das bestätigten die rot-weiß-roten Biathleten dann in der abschließenden Staffel. Mit einem mehr als sensationellen wie verdienten dritten Platz und Bronze. In diesem unglaublich dramatischen Rennen blieben die Österreicher knapp hinter Russland und Deutschland, verwiesen aber den haushohen Favoriten Norwegen auf Rang vier. Landertinger machte als Schlussläufer den Traum wahr, raste vom fünften auf den dritten Platz, gestand jedoch im Ziel: „Mehr war nicht möglich, das war eines meiner brutalsten Rennen – und jetzt bin ich nur glücklich!“

Glücklich – das waren auch die Lingers, Andreas und Wolfgang. Die Doppel-Olympia-Sieger von Turin und Vancouver verfehlten zwar das goldene Tripel, aber mit Rang zwei setzten sie einen fantastischen Schlusspunkt unter eine unvergleichliche Karriere. Die 2006 und 2010 mit Gold veredelten Absamer scheiterten im Sanki-Eiskanal schlussendlich klar an der Mission, als erste Sportler Österreichs dreimal in Folge Olympia-Gold zu holen. Zu überlegen waren Wendl/Arlt, die das Geschehen auch schon in der gesamten Weltcup-Saison dominiert hatten. Die deutschen Weltmeister gewannen 0,522 Sekunden vor dem Brüderpaar, das einen durchwachsenen Winter hinter sich hatte. Aufgrund der klaren Ausgangslage war bei den entthronten Tirolern die Freude über die Silberne aber riesig gewesen. „Jede Medaille glänzt gewaltig. Wir haben nicht Gold verloren, sondern Silber gewonnen“, meinte Wolfgang Linger.

Ähnlich werden das auch die Skispringer gesehen haben, die mit Gregor Schlierenzauer im Team Silber in der Mannschaft gewonnen hatten. Trotz aller Querelen im Vorfeld.

„Ich bin sprachlos“, sagte Cheftrainer Christoph Eugen. Seine Stimme krächzte, er hatte sich wie seine Athleten auf der Loipe vollkommen verausgabt. Verständlich, aber als Lohn gab es die Fortsetzung eines Kombinierer-Märchens. Bronze mit der Staffel für Bieler, Stecher, Gruber und Klapfer bedeutete auch ein tolles Jubiläum – es war die 300. Olympia-Medaille für Österreich.

Penz/Fischler verspielten bei ihrem Olympia-Debüt ihre Medaillenchance auf spektakuläre Art und Weise. In Kurve sieben, eine der leichteren auf der Olympia-Strecke, passierte dem routinierten Duo ein folgenschwerer Fahrfehler. Sie kamen schwer ins Trudeln und vermieden nur mit Mühe einen Sturz.

Und auch einige andere Tiroler Olympioniken hatten nicht immer Grund zur Freude – Anna Rokita zum Beispiel: Die dritten Spiele werden der 28-jährigen Innsbruckerin wohl als die bittersten in Erinnerung bleiben. Mit Rang 22 über 3000 Meter blieb sie doch hinter den Erwartungen, nicht zuletzt, weil sie sich noch vor dem Bewerb ein Band im Knöchel eingerissen hatte. Oder Reinhard Egger: Nach zwei Läufen war der Olympia-Debütant im Rodeln aussichtsreich auf Platz fünf gelegen, ehe er sich letztlich mit Rang acht zufriedengeben musste. Knapp vor Wolfgang Kindl, der Neunter wurde. Und Nina Reithmayer? Die noch in Vancouver als „Silberne Nina“ gefeierte Innsbruckerin verspielte bereits am ersten „schrecklichen“ Tag alle ihre Chancen, beendete das Rennen auf Platz 20. Debütantin Miriam Kastlunger wurde 17. Vanessa Bittner schloss ihre Olympia-Premiere mit den Plätzen 24 und 27 ab.