Irgendwie ist man im März eines olympischen Jahres versucht zu schreiben, dass der Kampf um die Medaillen vorbei, die Spannung also aus dem Skizirkus draußen ist. Stimmt so natürlich nicht! Tatsächlich geht es um die Entscheidungen im Alpinen Skiweltcup, sowohl in der Gesamtwertung als auch in den einzelnen Disziplinen.
In diesem Monat standen erneut die Rennen von Kranjska Gora auf dem Programm, und wie schon im Vorjahr wurde Marcel Hirscher zugetraut, sich in Slowenien erneut vorzeitig den Gesamtweltcup sichern. Den Grundstein dafür hatte er mit einem Erfolg im RTL gelegt; mit zweimal Laufbestzeit und Respektabstand hatte der Riesentorlauf-Olympiasieger wie kurz zuvor in Südkorea Henrik Kristoffersen (+1,66 Sek.) und Alexis Pinturault (+2,51 Sek.) auf die Ehrenplätze verwiesen.
„Marcel ist in einer eigenen Liga“, sagte denn auch Kristoffersen. Und er sagte dies zum gefühlt hundertsten Mal in diesem Winter. Denn der „Meister aller Klassen“, der vor zehn Jahren just in Kranjska Gora erstmals aufs Weltcup-Podest (Dritter im Slalom mit Startnummer 31) gefahren war, bilanzierte seinen elften Saisonsieg, den 56. seiner Karriere, den 121. Podestplatz mit der Gelassenheit eines Seriensiegers. „Die ausgelassene Freude ist noch nicht zu hundert Prozent da, es geht noch weiter“, sprach der große Triumphator.
Zweitbester Österreicher war wieder einmal Manuel Feller, der beeinträchtigt von einer Verkühlung mit Rang sechs das Maximum für sich herausholte. Auf die schon obligate Frage, ob Hirscher denn überhaupt zu schlagen sei, meinte Feller den Konjunktiv strapazierend: „Sollte an einem Tag alles zu hundert Prozent zusammenpassen, dann kann es irgendwie möglich sein.“ Vielsagender Nachsatz: „Auf Dauer gesehen werden wir uns aber etwas anderes überlegen müssen.“ Ins selbe Horn blies auch Kristoffersen, der sich auf einen schweißtreibenden Sommer („arbeiten und kämpfen“) einstellt.
Davor allerdings hieß es noch einmal – oder besser wieder einmal – gratulieren, und zwar dem einmal mehr überragenden Marcel Hirscher. Der mit seinem 57. Weltcupsieg im Slalom von Kranjska Gora den neuerlichen Gewinn des Gesamtweltcups fixierte.
Seit 2012 hat Marcel die große Kugel quasi gepachtet. Da blieb der Konkurrenz, die mit dieser Dominanz zwar gerechnet hatte, nur noch ehrfürchtiges Staunen – und weil Superlative in der Vergangenheit zur Genüge strapaziert worden waren, versuchten es die Statistiker und Gratulanten mit Zahlen. 7 Weltcup-Gesamtsiege, 17 Kristallkugeln (Platz 3 hinter Lindsey Vonn/20 und Ingemar Stenmark/19), 57 Weltcupsiege (Platz 4), 12 Siege in einer Saison (nur Stenmark und Hermann Maier hatten mehr/13), 122 Weltcup-Podien (Stenmark/155, Vonn/135). Da blieben keine Fragen offen. 1,22 Sekunden lag der Salzburger am Ende vor seinem enttäuschten Dauerrivalen Henrik Kristoffersen, enttäuscht verließen aber auch Vorjahressieger Michael Matt, zur Halbzeit Vierter, und Manuel Feller (11.) nach Ausfällen den Zielraum.
Den Gesamtsieg hatte Hirscher deshalb schon in Slowenien gefeiert, weil zwar in dieser Saison noch sechs Rennen ausständig waren, Kristoffersen aber nur noch Riesentorlauf und Slalom bestritt und so (im Optimalfall) nur 200 Zähler verbuchen hätte können. Für Abfahrt und Super-G hatte er wegen fehlender FIS-Punkte keine Startberechtigung. In diesem Wissen jubelte Marcel im Zielraum ausgelassen wie ein Schneekönig, schmiss sich in den Schnee und meinte: „Es ist nicht zu packen, es ist so schräg. Ich checke es nicht, dass es möglich ist und dass es geht.“