Müller ließ es nur am Schießstand krachen


Jubilar Werner als Schütze vergoldet. / Foto: Thomas Böhm

„Ich bin kein Feten-Mensch“, sagt Werner Müller. Was Tirols Sportschützen-Dauerbrenner aber nicht davon abhielt, auf der USI-Schießanlage ein kleines Fest zu schmeißen. Aus gutem Grund: Der gebürtige Zammer feierte seinen 60. Geburtstag. Ein Alter, das man dem Mann im Rollstuhl beim besten Willen nicht ansieht. Müller zog eine selbst gemachte CD aus seiner Tasche. „Müllers Büro, von 0 auf 60 in 50 Minuten“, stand auf dem Cover geschrieben und stellte einen bildreichen Abriss seines bewegten Lebens dar.

Ein Leben, das 1978 eine dramatische Kehrtwendung erfahren hatte. Bei einem EM-Bergrennen nahe Barcelona stellte sich dem damals 24-jährigen Motorradpiloten eine giftige Linkskurve in den Weg – Sturz bei Tempo 40 („mit Rückenschutz“), Bruch des siebten und achten Brustwirbels, Lähmung. Just er, der immer hoch hinauswollte und bereits als Kind von einem Leben als Pilot träumte, fand sich im Rollstuhl wieder. Wehmut? Nicht mehr. „Wer weiß, wie mein Leben sonst verlaufen wäre. Ich bin zufrieden und dankbar“, versicherte der Jubilar. Die Worte kamen leise, beinahe bedächtig über seine Lippen.

In der Tiroler Sportschützen-Szene gilt Müller längst als Institution. Bis heute fordert er bei Bezirks- und Landesmeisterschaften die nichtbehinderte Elite. Sechsmal war er bei den Paralympics, holte 1984 und 1988 Team-Gold, der Traum von der Einzelmedaille blieb ihm indes versagt.

30 Jahre lang war der gelernte Elektroniker als technischer Assistent auf der Zoologie (Labor für Wasseranalytik) tätig, seit 15 Jahren ist der staatlich geprüfte Trainer Lehrbeauftragter für Sportschießen auf der Innsbrucker Sport-Uni. „Das hält einen jung.“ Der passionierte Fotograf reist für sein Leben gern, bevorzugt in den asiatischen Raum. China, Tibet, Vietnam, Laos. Dort lernte er auch Gattin Lee kennen, mit der er seit acht Jahren verheiratet ist.