So eine Europameisterschaft unterliegt schon eigenen Gesetzen. Das musste auch Bernadette Graf, mit 17 Jahren die Jüngste im ÖJV-Team, zur Kenntnis nehmen. Der Auftritt der Tirolerin bei der Judo-EM in Wien dauerte genau 33 Sekunden, dann lag die Innsbruckerin auf der Matte, mit einer Ippon-Niederlage gegen die Slowenin Rasa Sraka. Bitteres Lehrgeld.
„Da fahren meine Eltern fünf Stunden nach Wien und ich kämpfe genau eine halbe Minute“, schüttelte Graf fassungslos den Kopf. Vor allem, weil sie genau das gemacht hatte, was sie eigentlich vermeiden hatte wollen. „Ich bin ihr nachgerannt und schon bin ich geflogen.“ Premierenschicksal sozusagen.
Davon war Grafs Landsmann Franz Birkfellner weit entfernt. Für den 33-Jährigen fiel bei diesen Titelkämpfen gleichsam der letzte Vorhang mit einer unglücklichen Niederlage gegen den Bulgaren Yauhen Biadulin. Die letzte Verbeugung vor dem Gegner, dem Kampfgericht und den Fans fiel Franz sichtlich schwer; sie nahm ihm aber auch endgültig jene Ruhelosigkeit, die ihn seit über einem Jahr gequält hatte.
„Ich hatte nie wirklich mit dem Judo abgeschlossen. Im vergangenen Jahr einfach nicht für die EM nominiert zu werden, das war alles andere als ein würdiges Karriere-Ende“, gestand Birkfellner. Die Heim-Europameisterschaft sah der Innsbrucker als letzte Chance, um international noch einmal aufzuzeigen.
Doch der Traum von einer Medaille war nach der zweiten Runde ausgeträumt und der letzte Gang von der Matte sichtlich schwerer als erhofft. „Kurz nach dem Kampf habe ich mir gedacht: ‚War’s das jetzt?‘ Da hätte ich einfach losheulen können“, gestand der Schwergewichtler sichtlich bewegt.
Aber nach dieser letzten und schwersten Verbeugung folgte auch der letzte, verdiente Applaus für Franz Birkfellner. „Das Höchste wäre natürlich die Medaille gewesen. Aber vor dieser Fankulisse bei einem hochkarätigen Turnier einen Kampf zu gewinnen und gegen einen der Topleute zu verlieren, damit kann ich auch leben“, so Birkfellner am Tag danach.
„Fürs Erste werde ich mich jetzt mal aufs Radfahren konzentrieren, aber sag niemals nie“, wollte sich der Mediziner auch in Zukunft die Tür für ein zweites Comeback offen halten.