Was für ein Tag aus Sicht der Lindsey Vonn, oder: der einen Leid, der anderen Freud. Weil Comeback-Dame Conny Hütter mit überlegener Bestzeit beim vorletzten Tor schmerzhaft eingefädelt hatte, feierte die schon abgeschriebene, zuletzt von Sturzpech und Hexenschuss gebeutelte Amerikanerin im verkürzten ersten Super-G-Lauf auf der La-Daille-Piste den ersten Triumph seit elf Monaten (Garmisch).
Damit wurde sie die zweitälteste Siegerin des Weltcups mit 33 Jahren und 59 Tagen (nach Elisabeth Görgl / ebenfalls Val d’Isère 33 Jahre, 214 Tage). Zugleich war es für die US-Speed-Queen der 78. Erfolg und inklusive der zwei WM-Titel von 2009 der schon neunte in Val d’Isère.
Der französische Wintersportort mutiert zum Europa-Pendant von Lake Louise, dem „Vonn-Wohnzimmer“. „Es ist unglaublich, dass ich wieder vorne bin – und mein Vater dabei sein durfte“, resümierte Lindsey Vonn, die sich bei schwierigen Verhältnissen, weicher Piste und mitunter schlechter Sicht über die Rückkehr auf die Siegerstraße wie eine Schneekönigin freute. „Es war zuletzt eine schwere Zeit“, sprudelte es aus ihr heraus wie in alten, besten Zeiten.
Während sie jubelte, machten Conny Hütter als verhinderte Siegerin und Weltmeisterin Nicole Schmidhofer (4.) als knapp verpasste Podest-Läuferin gute Miene zum gar nicht lustigen Spiel. „Mein Ziel war volle Attacke“, so Hütter, „leider war die Linie um einen halben Meter zu eng …“ Bei der Kollision mit dem vorletzten Tor bekam das operierte Knie samt Oberschenkel einiges ab, allerdings nichts Ernsthaftes.
So lag es an der kleinen Weltmeisterin Nicole Schmidhofer, die rot-weiß-rote Fahne hochzuhalten und als Vierte eine Pleite zu verhindern.