Es waren keine Worte notwendig, um dem großen Triumphator die Ehre zu erweisen. Manfred Mölgg zeigte mit dem Finger vielsagend in Richtung Ted Ligety, Marcel Hirscher verneigte sich vor dem US-Riesentorlauf-Giganten und der Rest der alpinen Herrenwelt war erst einmal baff über die nicht für möglich gehaltene Machtdemonstration des Weltmeisters. Der 28-jährige Sonnyboy aus Salt Lake City war, wie Hirscher meinte, „out of space“, also unerreichbar.
Dass Ligety seine Traumserie am Rettenbachferner (Zweiter, Dritter, Zweiter, Erster, Erster) heuer eindrucksvoll prolongierte, war das eine, dass er den Rest des Feldes zu chancenlosen Mitläufern degradierte, das andere. Die 2,75 Sekunden auf Mölgg waren der siebentgrößte Vorsprung der RTL-Geschichte. Den überlegensten Sieg hatte 1979 Ingemar Stenmark in Jasná (SVK/4,06 Sekunden vor Bojan Križaj) gefeiert.
„Damit hat er uns etwas zu denken gegeben“, versicherte Hirscher, der seine Verspätung (3,12 Sekunden) kaum glauben konnte. „Da fragt man sich schon, ob Ted noch mit dem alten Material unterwegs war. Das ist so eine Watsch’n, dass du es normalerweise gleich lassen musst.“ Die extrem schwierigen äußeren Bedingungen, die insbesondere im zweiten Durchgang einem kollektiven Blindflug glichen, wollte der ÖSV-Superstar nicht als mögliche Ursache für den Riesenrückstand heranziehen. „Es gibt keine Ausreden, denn Ted hatte in beiden Durchgängen ebenfalls miese Verhältnisse.“
Auf jeden Fall, so Hirscher weiter, warte viel, viel Arbeit. „Wir müssen alle Gas geben und schauen, dass wir bis Beaver Creek einen Schritt näher kommen. Schließen wird sich diese Lücke aber nicht so schnell lassen“, orakelte er. Hirscher sprach von einem extrem schwierigen Rennen, „weil mir ganz Österreich auf die Beine schaute und mich siegen sehen wollte“. Aber auch mit Platz drei und den damit verbundenen 60 Weltcuppunkten könne er sehr, sehr gut leben, zumal die Vorzeichen mit dem tödlichen Unglück von Björn Sieber zusätzlich aufs Gemüt drückten.