Lieber Eisplatten als Schneeflocken


"Vor der Kurve wird's langsamer ... / Foto: GEPA"

Naturbahnrodler brauchen kaum Schnee. Eis ist ihr liebster Untergrund. „Ohne Eis geht’s nicht“, sagt Gerald Kammerlander. Schnee müsste sogar aus der Bahn gekehrt werden, einzig zu Saisonbeginn brauche es eine weiße Unterlage. „Wichtig ist nur, dass es kalt bleibt“, beschreibt der Naturbahnspezialist aus Umhausen.

Vor zwei Jahren war der 32-Jährige noch selbst zum Weltmeistertitel geglüht – mit einer Spitzengeschwindigkeit von fast 100 km/h. Bei den Heim-Europameisterschaften im Ötztal stand Kammerlander als österreichischer Teamchef an der 955 m langen Strecke. Und auch als großer Bruder und Mentor des 23-jährigen Thomas Kammerlander – eines der so genannten heißen Eisen dieser Titelkämpfe.

Die bisherige Weltcup-Saison war mit den Plätzen vier, eins und zwei glatt verlaufen. Die Karriere ebenfalls: Vize-Weltmeister und Vize-Europameister sind nur die Spitzen des Eisberges. „Als Favorit würde ich mich nicht bezeichnen. Aber ich denke, ich habe gute Chancen“, erklärte der aktuelle Weltcup-Zweite, der bereits mit sechs Jahren sein erstes Rennen bestritten hatte. Mit dem Bruder im Doppel zu fahren, wie die Steirer Christian und Andreas Schopf, kam ihm allerdings nicht in den Sinn: „Ich will im Einzel gut sein.“

Auf dem Heimvorteil in Grantau/Umhausen ausruhen konnten sich beide Kammerlanders genauso wenig wie das Tiroler Doppelsitzer-Duo Christoph Regensburger/Dominik Holzknecht, das heuer als Weltcup-Dritte einen tollen Einstand in der allgemeinen Klasse gefeiert hatte. „Jeder kennt die Bahn. Und ob du sie 500- oder 1000-mal in deinem Leben gefahren bist, spielt dann nicht mehr die große Rolle“, sagte Trainer Kammerlander. „Es sind überall Schlüsselstellen. Da gibt es keine Zufallssieger“, ergänzte Fahrer Kammerlander.

So gilt es, der Konkurrenz, die jener von Weltmeisterschaften gleicht, mit dem „Set-up“ Zeit abzunehmen. Dabei wurde an der rund 1200 Euro teuren Rodel geschraubt und gebastelt wie an einem Rennauto. „Wenn ich nicht auf der Bahn bin, dann in der Werkstatt“, berichtete Thomas Kammerlander, der als Spengler sein handwerkliches Geschick auch zum Brotberuf gemacht hatte.