Die Österreich-Radrundfahrt 2018 hatte mit dem Abstecher nach Tirol, ins WM-Bundesland sozusagen, einige Herausforderungen für die Teilnehmer parat. Bereits nach der zweiten Etappe (von Feldkirch nach Telfes) war Sieger Giovanni Visconti vor dem StuBay völlig entkräftet zu Boden gesunken. Der 35-jährige italienische Rad-Profi hatte im Zielsprint der Österreich-Rundfahrt noch einmal seine Routine ausgespielt, hatte alles gegeben, um diese Etappe zu gewinnen.
„Ich war zuletzt so oft auf dem Podium, jetzt wollte ich endlich wieder gewinnen. Das war ein guter Tag“, erklärte der zweifache Giro-d’Italia-Etappensieger, der sich nach 181,5 Kilometern vor den beiden Niederländern Michel Kreder und Huub Duijn durchsetzte und in das Rote Trikot des Gesamtführenden schlüpfte.
In Abwesenheit von Lokalmatador Stefan Denifl war Riccardo Zoidl als Achter bester Österreicher. Ebenfalls zufrieden durfte das Tirol Cycling Team bilanzieren: Marcel Neuhauser überraschte mit einem Sieg auf der Arlberg-Bergwertung. „Wir wollten am Ende das Bergtrikot, das ist uns nicht gelungen. Aber es war eine gute Heim-Etappe“, meinte der junge Salzburger.
Die Ankunft im Stubaital war aber nur ein Vorgeschmack auf Teil drei. Die 133,6 Kilometer lange Etappe von Kufstein auf das Kitzbüheler Horn – auch ein Ö-Tour-Abstecher auf einen Teil der WM-Strecke – sollte die Spreu vom Weizen trennen. Der 7,6-Kilometer-Schlussteil mit durchschnittlich 12,3 Prozent Steigung und dem berüchtigten Knödelfleischgraben (22,3 Prozent Steigung) war schon oft vorentscheidend für die Ö-Tour.
„Das Horn ist immer etwas Spezielles, aber mit der Glockneretappe und dem Sonntagberg warten weitere sehr schwierige Anstiege“, ergänzte Tirols Ex-Ö-Tour-Sieger Thomas Rohregger, der hier 2007 den Rekord (28:24 Minuten) fixiert hatte. Dieser steht auch nach der Tour 2018 noch. Denn von Rohreggers Fabelzeit waren die Fahrer in dieser 70. Ö-Tour mit einer Bestzeit von 29:23,54 doch ziemlich weit weg.
Es wurde taktiert, gezögert, wieder taktiert – und am Ende dann doch noch ein wenig attackiert. Von den packenden Duellen der vergangenen Jahre war heuer nur wenig zu sehen. Den längsten Atem hatte der schlaksige Belgier Ben Hermans, der das 133,6 Kilometer lange Teilstück von Kufstein nach Kitzbühel auf Teilen der WM-Strecke gewann.
Auf Rang zwei folgte der etwa 20 Zentimeter kleinere Hermann Pernsteiner, der an diesem Tag aber der größte war – zumindest aus österreichischer Sicht. Der Ex-Mountainbiker aus dem bärenstarken Bahrain-Merida-Team wurde Zweiter, am Horn wie in der Gesamtwertung hinter Hermans, und durfte sich damit das Trikot des besten Österreichers überstreifen.