Kirchmair vom Ötztaler geadelt


Kirchmair meisterte eine Herausforderung der besonderen Art / Foto: Spöttel

Ein Rennen, das offiziell gar keines ist, machte ihn über Nacht zur regionalen Berühmtheit: Stefan Kirchmair, ein 22-jähriger Radrennfahrer aus Telfs, quälte sich Sonntagmittag die zig Kehren zum Timmelsjoch hoch. Sein Gesicht, seine zusammengekniffenen Augen erzählten von Schmerzen; von einem Rennen, das gefühlt nie zu Ende geht: dem Ötztaler Radmarathon. 238 Kilometer lang. 5.400 Höhenmeter führt er hoch und runter.

Dabei ist Kirchmair schon lange im Geschäft. Zum zweiten Mal stand er heuer bereits am Start der Österreich-Radrundfahrt, wo er mit heißen Attacken das Feld aufmischte. Vergangenes Jahr fuhr er auf Platz vier in der Gesamtwertung des Giro del Friuli Venezia Giulia. Ein Rennen, das hierzulande kaum jemand kennt; in Italien jedoch als Härtetest für Nachwuchsfahrer gilt.

Dennoch: Nach dem Ötztaler ist nichts mehr, wie es einmal war. „Mein Handy klingelte so oft, dass ich es zweimal täglich laden musste“, erzählt der 22-Jährige, der in seiner knappen Freizeit gerne kocht. „Zu mehr bleibt kaum Zeit.“ Der Ötztaler, erzählt der Polizeischüler, sei einfach ein Mythos: „Die Leute kennen das Rennen. Sie wissen, wie weit es ist. Wer es gewinnt, scheint ein Held zu sein.“

Er selbst wurde aus einem Zufall heraus zum jüngsten Helden, den die Schleife je sah: „Eigentlich wollte ich bei Eliterennen an den Start gehen. Wir mussten jedoch eine Vielzahl an Absagen hinnehmen, was mir ein großes Loch in den Rennkalender riss.“ Um nicht aus dem Rhythmus zu kommen, setzte Kirchmair kurzerhand den Ötztaler auf seine Agenda, der streng genommen als Touristik-Radrundfahrt klassifiziert ist. Aber eine Herausforderung der besonderen Art.

Der Weg zum Profi führte Kirchmair einerseits zur Polizei, wo er derzeit die Schulbank drückt; andererseits fährt der 22-Jährige bereits seit mehreren Saisonen im Kader des Teams Radland Tirol. Manager Thomas Pupp zu Kirchmairs Sieg beim Ötztaler: „Dass er gewinnen kann, war mir von Beginn an klar. Insbesondere auf der Abfahrt runter vom Jaufenpass konnte Stefan eindrucksvoll zeigen, dass er einfach sein Rad beherrscht.“ Wenngleich Kirchmair de facto Profi sei, sagt Pupp weiters: „Den Ötztaler muss man erst einmal gewinnen. Viele Profis sind an dieser Aufgabe bereits gescheitert.“