Vor etwas mehr als zwei Jahren war der Himmel für Jessica Depauli noch voller Geigen gehangen. Virtuos war sie durch den Europacup-Winter gecarvt, hatte nebst der Gesamtwertung auch die Disziplinen Super-G und Kombination für sich entschieden und obendrein den Junioren-WM-Titel im Slalom gefeiert. Keine Frage: Hier reifte eine ganz Besondere heran.
„Eine Ausnahmeerscheinung, mit der wir noch viel Freude haben werden“, hatte der damalige ÖSV-Damenchef Herbert Mandl prophezeit. Sein Nachfolger Jürgen Kriechbaum war sogar noch ausführlicher geworden: „Ein Jahrhunderttalent“, sagte er, um nach kurzer Nachdenkpause auf „Jahrzehntetalent“ zu relativieren. Wie auch immer: Depauli hatte alle Voraussetzungen, eine der ganz Großen im alpinen Skisport zu werden.
Doch die Realität wollte mit der Erwartungshaltung nicht Schritt halten, die Hochgepriesene mochte nicht mehr. Still und heimlich räumte Depauli ihre Rennski ins Kellereck und zog nach einem durchwachsenen Weltcup-Winter einen Schlussstrich unter eine Karriere, die erst richtig hätte beginnen sollen. Der Entschluss sei schleichend gekommen, die Entscheidung nach „sehr langer Überlegung“ getroffen worden. Und bis dato hätte sie nur ihre wichtigsten Leute über diesen Schritt informiert. Viel mehr wollte die 21-Jährige dazu nicht sagen. Nur: „Es waren persönliche Gründe.“