„Hat einer Lust, beim Dolomitenmann als Bergläufer zu starten?“ Die Frage klang vielleicht ungewöhnlich, formierte sich in den vergangenen Wochen doch eine eindrucksvolle Warteliste, um bei der Extremstaffel aus Berglauf, Paragleiten, Mountainbike und Wildwasserkajak, also beim Dolomitenmann, dabei sein zu können.
Ungewöhnlich an der Frage: Sie war wenige Minuten vor dem Start am Lienzer Hauptplatz gestellt worden, weil der Läufer eines Teams kurzfristig erkrankte und ersetzt werden musste.
Und weil der Dolomitenmann in seiner 30. Auflage eben immer noch eine Familienveranstaltung geblieben ist, bei der man stets aufs Neue alte Gesichter sieht, fand sich auch diesmal auf die Schnelle ein Bergläufer, dem gegenüber so mancher Arrivierte das Nachsehen hatte.
Eine von vielen schönen Dolomitenmann-Anekdoten, von denen über die Jahrzehnte und vor allem auch bei der Jubiläums-Veranstaltung viele geschrieben wurden …
Wie zum Beispiel diese: Die Sonne war gegen Ende des Rennens schon längst hinter den Wolken verschwunden, die Entscheidung über den Sieg gefallen. Doch noch immer standen Zuschauer von der Draubrücke bis zum Lienzer Hauptplatz hinein Spalier, um die letzten Dolomitenmänner anzufeuern.
Ein Bild, das sich über alle Disziplinen zog – 40.000 Zuschauer, gaben die Veranstalter an. Eine beachtliche Statistik. Das stellte auch Organisator Werner Grissmann fest: „Es macht mich stolz, dass sich so viele Weltklasseathleten in Teams zusammenfinden und den Lienzer Talboden in einen Hexenkessel verwandeln.“
„Ihr seid die Sieger“, rief Moderator Stefan Steinacher den Schlussmännern der jeweiligen Staffeln im Ziel am Lienzer Hauptplatz zu. Manche fielen in die Arme ihrer Teamkollegen, manche ins Leere. Und Leere war es auch, was die meisten unmittelbar nach ihrem Berglauf, ihrem Flug mit dem Paragleiter oder der Fahrt mit dem Mountainbike empfanden.
„Es war grausig hart“, gestand Ex-Biathlet Christoph Sumann, mehrfacher WM- und Olympia-Medaillen-Gewinner. Der Steirer kam als 105. von 130 Bergläufern ins Ziel, 41 Minuten hinter dem schnellen Petro Mamu. „Die Strecke habe ich unterschätzt.“
Ex-Skispringer Andreas Goldberger (Platz 74) war zwar schneller, seine Wehmut über die zehnte und letzte Teilnahme am Dolomitenmann hielt sich aber in Grenzen: „Als ich am Goggsteig war, ist dieses Gefühl schnell verflogen.“ Keine Rede mehr davon, dass Organisationsleiter Werner Grissmann einen Feuerlöscher brauchen würde, weil der Goldi nach eigenen Aussagen die Strecke raufbrennen würde …
An der Spitze des Rennens punktete das Team „Pure Encapsulations“ weniger mit Bestzeiten als mit Konstanz: Philip Götsch (2./Berglauf), Markus Prantl (6./Paragleiten), Tony Longo (3./Mountainbike) und Gerhard Schmid (2./Kajak) blieben in 3:50:57 Stunden mehr als 16 Minuten unter der Siegerzeit des Vorjahrs – was allerdings nur bedingt Aussagekraft hatte.
Diesmal starteten die Paragleiter nämlich nicht vom Kuhbodentörl, sondern von der als Zwischenstation vorgesehenen Moosalm. Die Entscheidung fiel unkompliziert, beim Dolomitenmann ist Sicherheit oberstes Gebot.
Nichts wurde es übrigens mit der Titelverteidigung des Red-Bull-Teams rund um Lokalmatador Alban Lakata (Mountainbike): Mit der achten Laufzeit war der Osttiroler wohl selbst nicht zufrieden, am Ende blieb es ein würdevoller fünfter Platz.