Die meisten, und das sind ja nicht wenige, kennen ihn während der Weihnachtszeit als (fast immer) freundlich lächelnden „Kassier“ am Kiachl-Stand in der Altstadt. Das Alter sieht bzw. sah man dem netten Herrn bisher tatsächlich nicht an, aber – spätestens jetzt weiß es jeder – am 8. Juli feierte der Ernst Dengg seinen achtzigsten (!) Geburtstag!
Ist der Ernst nun ein Tiroler Original oder eine Sportlegende? Oder beides? Wie man will! Ganz sicher aber ist der Jubilar eine Persönlichkeit, deren Name als Synonym steht für Ehrgeiz und Fleiß, für Erfolg und Hilfsbereitschaft – und Überzeugungskraft. Ein Mann nicht großer, sondern starker Worte.
Würde der Ernst an seinem Jubeltag die Runde seiner unzähligen Freunde um sich versammeln und mit Erzählungen über unglaubliche Schmankerln aus den Jahrzehnten als Gastronom die Erinnerung an alte Zeiten heraufbeschwören, würde sich ein Vergleich mit „Tausendundeine Nacht“ aufdrängen – kein Ende wäre abzusehen. Denn die (Lebens-)Geschichte des Ernst D. ist allein in Bezug zum Tiroler Radsport eine unendliche.
Es war in den Siebzigerjahren, dort im Altstadtstüberl in der Riesengasse, wo es gleich zwei Stammtische gab: einen für die bauernschnapsenden und diskutierenden Anwälte und Politiker und Unternehmer und den anderen für die Radsportler – es war das Reich des Ernst Dengg und er war als Wirt stets da wie dort präsent, lautstark, leidenschaftlich; im Kartenspiel ähnlich wie im Kampf um den Radsport.
Der Autor dieser Zeilen z.B. büßte einst vorlautes Gerede mit bitteren Niederlagen; einmal in einem Radrennen, ab und zu im Spiel, weil der Ernst als Hausherr sozusagen einfach die besseren Trümpfe in der Hand hielt. Vorbei und vergessen!
Nicht vergessen indes sind seine Meilensteine, die er im Radsport setzte. Er verlieh schon früh den Innsbrucker Schwalben neue Flügel, kämpfte als Initiator des TT-Radcups um Talentförderung; er war es, der mit seinem Klub die Karwendeltour ins Leben rief, den Bergisel Grand Prix organisierte und sogar das einst legendäre Altstadt-Kriterium wiederbelebte. Die Sportwelt stand Kopf, als der Jubilar den frischgebackenen Tour de France-Triumphator Bernard Hinault für ein spektakuläres Rennen durch die Herzog-Friedrich-Straße verpflichtete.
Was sich der Ernst in den Kopf gesetzt hatte, das geschah; nicht immer zur Freude seiner Kritiker, aber ganz bestimmt auf eine Art und Weise, die Spuren hinterließ. Sichtbare allemal – das gilt für den Sport wie für die Wirtschaft, wo er als Verhandler im Interesse des Tourismus nichts anbrennen ließ.
Und dass es heute einen Christkindlmarkt in der Altstadt gibt, ist ebenso auf eine Initiative des längst zum Kommerzialrat geadelten Paradewirts zurückzuführen. Dass er dort jetzt noch – wie eingangs erwähnt – täglich drauf schaut, dass die Kassa stimmt, vermittelt ein authentisches Bild unseres Jubilars. Energiebündel und/oder Tausendsassa – beides gilt für den leidenschaftlichen Wirt und Kämmerer genauso wie für den begeisterten Radler und stets engagierten Sportfunktionär.
Bezeichnend, dass er im Vorfeld seines Jubeltages mit Freunden eine Achtziger-Runde am Rad absolvierte; standesgemäß an vorderster Front und nicht im Windschatten. Herzlichen Glückwunsch Ernst, Tirols Sport gratuliert!