Mit zwei Top-Platzierungen im Massenstart verabschiedete sich das ÖSV-Team von der Biathlon-Weltmeisterschaft im Südtiroler Antholz. Verantwortlich dafür waren die Tiroler – Felix Leitner eroberte Rang sechs, Lisa Hauser kam als Neunte ins Ziel. Gold ging an die Norweger Johannes Thingnes Bö und Marte Olsbu Röiseland. Für Hauser und Leitner ein toller Erfolg. Der Junioren-Weltmeister, einer der Jüngsten im Feld, war glücklich mit dem Ausgang des Rennens, am Schluss hatte Leitner sogar Branchenprimus Martin Fourcade geärgert.
Das gefiel Ricco Groß, der mit Julian Eberhard (9.) und Einzel-Bronzemedaillengewinner Dominik Landertinger (17.) zusätzlich achtbare Ergebnisse verzeichnete. Letztgenannter wusste, dass die Reise aus der sportlichen Krise führte: „Meine WM kann sich sehen lassen.“
Groß zog zufrieden WM-Bilanz: „Früher hatten wir einen Spitzenmann, an dem sich alles orientierte. Jetzt sind viele auf dem gleichen Niveau.“ Das sah auch Franz Berger, der Sportdirektor im ÖSV, so: „Elf Top-Ten-Platzierungen können sich sehen lassen. Vor allem der Auftritt der Damen gefiel mir.“
Von denen schlugen sich im gestrigen Massenstart-Rennen beide stark. Da war die Salzburgerin Katharina Innerhofer, die das Feld mit zwei makellosen Liegendserien zur Freude des österreichischen Publikums zwischenzeitlich sogar angeführt hatte. Irgendwann rutschte sie in alte Muster, mit sechs Strafrunden fiel sie im Stehendanschlag auf Rang 19 zurück. „Wenigstens habe ich ein bisschen Show geboten“, nahm es Österreichs einzige Weltcupsiegerin bislang mit Humor. Das freute ihren Kopfsponsor angesichts der TV-Minuten, das freute aber auch sie: „Ich weiß, woran ich arbeiten muss.“
Das positive Fazit galt auch für die Tirolerin Lisa Hauser, die als Neunte zum dritten Mal bei dieser WM in den Top Ten gelandet war. „Das war ein versöhnlicher WM-Abschluss.“ Die Verbandsvorgabe hatten die Loipenjäger mit Dominik Landertingers Einzel-Medaille (Bronze) erfüllt.
Apropos Landertinger – Ausdauersportler kommen meist jenseits der 30, wenn sich die hohe Anzahl der Trainingsjahre mit viel Erfahrung paart, in ihre Hochblüte. Bei Dominik Landertinger (31), dem Weltmeister von 2009 und dem seit diesem Jahr neunfachen Medaillengewinner (Olympia, WM), sah das noch vor wenigen Wochen anders aus: „Im Dezember bin ich aus Frankreich heimgekommen und habe mir gedacht: Es ist zach, das war’s mit dem Sport. Jetzt stehe ich mit WM-Bronze da!“ Und dem „g’standenen Mann“ Dominik Landertinger, dem eiskalten Schlussläufer der WM-Staffel 2017 in Hochfilzen, liefen bei diesen Worten Tränen der Rührung über die Backen.
Zu viel hatte sich in den vergangenen Monaten angestaut: privat der Tod seiner Mutter, physisch ein Bandscheibenvorfall. Es wollte für den Mann, den Legende Ole Einar Björndalen einst zu seinem legitimen Nachfolger erkoren hatte, einfach nicht klappen. Diesmal allerdings schon – wieder einmal, so wie bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang, als Landertinger auch keiner auf der Rechnung gehabt hatte und der Hochfilzener in eben diesem Einzel-Bewerb Bronze geholt hatte.
In Antholz schienen die Vorzeichen ähnlich: Am Schießstand verfehlte er wie Fourcade nur eine der 20 Scheiben – bei ihm ging der letzte Schuss daneben, dabei hatte er sich dafür geschlagene zwölf Sekunden Zeit gelassen. In der Loipe zeigte sich „Landi“ in deutlich besserer Verfassung als zuletzt, mit einer starken Schlussrunde überholte er noch den ebenfalls um Bronze laufenden Slowenen Jakov Fak (4.).
Seinem einzigen Fehlschuss – der hätte möglicherweise Silber bedeutet – trauerte er jedoch nicht nach. „Das war das perfekte Rennen an dem Tag, an dem ich es gebraucht habe.“ Auf Fourcade – der Franzose holte seinen zwölften WM-Titel, den vierten in dieser Disziplin – fehlten ihm fast eineinhalb Minuten. Weltcup-Dominator Johannes Thingnes Bö sicherte sich trotz zweier Schießfehler rund eine halbe Minute vor Landertinger Silber.
Berührend war das Stadion-Interview von Landertingers Zimmerkollege Felix Leitner: „Dass mein Freund eine Medaille geholt hat, freut mich mindestens so sehr, als hätte ich selbst sie geholt – weil er immer für mich da ist.“ Der 23-jährige Milser wurde mit fünf Strafminuten 27., Simon Eder nach vier Fehlern 40.