Der Weg ist ungewöhnlich: Über die sozialen Medien versuchten die Basketballerinnen der Turnerschaft Innsbruck einen neuen Trainer zu finden. Der bisherige, Matthias Biermair, hatte im Mai sein Amt niedergelegt. „Noch stehen wir ohne Coach da. Deshalb haben wir jetzt beschlossen, uns allerorts umzusehen“, sagte Spielerin Luisa Delazer.
Die Anforderungen sind weniger ungewöhnlich. „Wir trainieren zweimal in der Woche und werden voraussichtlich im österreichischen Cup und in der zweiten Bundesliga spielen“, schrieben die TI-Damen auf Facebook. Ansonsten solle der Trainer qualifiziert und motiviert sein, wünschte sich Delazer: „Gute Stimmung ist uns aber auch wichtig, wir spielen Basketball, weil wir den Sport lieben. Keine bekommt Geld dafür.“ Auch der zukünftige Trainer kaum, ein Taschengeld sei aber schon drin, sagte die Innsbruckerin.
Die Aussichten der rund 15 Frauen zwischen 18 und 35 Jahren sind eher gering, wie auch für die knapp 60 Nachwuchsspielerinnen bei der TI, glaubt der Tiroler Verbandspräsident Philipp Trattner: „Würden sie einen Trainer für die erste Bundesliga suchen, wäre dies sicher einfacher.“ Der öffentliche Aufruf scheint sinnbildlich für die Lage im Tiroler Basketball zu stehen. Während die Aufmerksamkeit um NBA-Legionär Jakob Pöltl und das Nationalteam rundum wächst, sucht man hierzulande vergeblich nach Spitzen-Basketball. Als einziges Bundesland stellt Tirol keinen Klub in der ersten oder zweiten Bundesliga bei den Herren.
Finanziell sind erste und zweite Bundesliga der Herren eine Herausforderung: Die oberste Spielklasse ist eine Profiliga, die zweite eine semi-professionelle. „Fast jeder zweite Bundesliga-Klub hat drei bis vier Legionäre“, weiß der Tiroler Präsident, der zugleich Generalsekretär des österreichischen Verbandes ist. Geschätzte Budget-Kosten: rund 60.000 Euro pro Jahr. „Tirol würde sicher einen Platz in der Liga bekommen; eine Lex Tirol, eine Ausnahme bei den nötigen Voraussetzungen kann es aber nicht geben.“