So etwas nennt man perfektes Timing – denn als viele schon dachten, nichts geht mehr an diesem windigen Tag am Kulm, lieferte Stefan Kraft sein Meisterstück. Nach zwei Stunden Wartezeit hatte der ÖSV-Star mit der letzten Chance am Kulm noch sein erstes WM-Gold im Skifliegen erobert. Kraft setzte sich mit 2,2 Punkten vor Andreas Wellinger (GER) durch, weitere 2,5 Zähler zurück holte Timi Zajc (SLO) Bronze.
„Es ist auf jeden Fall der schönste Sieg. Es war unglaublich, es waren so viele Leute da“, freute sich der 30-jährige Kraft angesichts der 18.500 Fans.
Die Freude war da, aber sie war schaumgebremst. „Ich bin nicht ganz zufrieden“, gestand Einzel-Weltmeister Stefan Kraft nach dem Teambewerb der Skiflug-Weltmeisterschaft in Bad Mitterndorf. Man hatte auf Gold geschielt, auch wenn die Slowenen nach Durchgang eins klar geführt hatten.
Der zweite Durchgang des Oberösterreichers Michael Hayböck ließ Hoffnung aufkeimen, man war in Schlagdistanz zu den führenden Nachbarn. Aber dann stürzte der Salzburger Jan Hörl, vor drei Wochen Bergisel-Sieger, auf 177 Meter förmlich ab. Vor 11.250 Zuschauern fehlten letztlich 26,5 Punkte auf Gold, Bronze holte sich – mit Respektabstand – Deutschland (-65,5).
Immerhin: Für die ÖSV-Adler war es das erste Team-Flug-Edelmetall seit acht Jahren. Aber es war eines, dessen Farbe man sich bei dieser Heim-WM anders erwartet hätte: „Medaille ist Medaille“, beschwichtigte Hayböck.
Aber sein Tiroler Kollege Manuel Fettner, der sich nach dem missglückten Einzel-Springen (Aus nach Durchgang eins) diesmal von seiner besten Seite zeigte, gestand: „Es tut ein bisschen weh, aber die Slowenen machten keinen Fehler. Silber war nie in Gefahr, aber daheim will man trotzdem die beste Nation sein, und das sind wir einfach.“ Die humorvolle Anspielung auf die nächste WM durfte beim 38-Jährigen nicht fehlen: „Jetzt muss ich halt noch einmal zwei Jahre springen.“
Zerknirscht gab sich Unglücksrabe Jan Hörl, der mit dem Rückenwind nicht zurechtkam: „Ich bin nicht ins Fliegen gekommen, aber das hilft mir jetzt nichts – einfach abhaken. Die Medaille taugt mir schon sehr, die hatte ich noch nie.“ Und auch wenn Stefan Kraft das „fehlende Quäntchen Glück“ bemängelte: Die Slowenen hatten sich an diesem Tag von ihrer besten Seite gezeigt.
ÖSV-Chefcoach Andreas Widhölzl hatte seinem slowenischen Trainerkollegen schon vor dem letzten Einzeldurchgang gratuliert …