Im Schatten des Dramas


Ron Kennedy / Foto: Parigger

Martin Hohenberger und Pattrick Mössmer genossen aufgrund der Punkteregelung in der höchsten österreichischen Eishockey-Liga verfrühte Weihnachtsferien. Sie waren erst gar nicht nach Oberösterreich mitgereist. Bei ihren Tiroler Kollegen am Linzer Eis wollte sich die Feststimmung anfangs indes nicht so recht einstellen. Das Linzer Tor blieb trotz rollender Innsbrucker Angriffe vernagelt und fast aus dem Nichts heraus schob Iberer in der 19. Minute aus kurzer Distanz die Scheibe zur Linzer Führung ein, während der HCI Chance um Chance vergab.

Doch mit der Weihnachtsstimmung hatten es die Linzer auch nicht so. Dabei war die Idee mit den Dressen nur gut gemeint. Allerdings harmonierte ihr rotes Weihnachtsoutfit nicht mit den Roten Trikots der Innsbrucker, worauf die Linzer im zweiten Drittel wieder ganz in Schwarz aufs Eis laufen mussten. Und die Haie sahen Rot, machten sich mit unnötigen Strafen das Leben schwer, ließen ihrerseits eine 5:3-Überlegenheit ergebnislos verstreichen.

Den Funken zündete Rem Murray, und zwar sowohl beim HCI als auch auf den Linzer Rängen. Sein Ausgleich drei Sekunden vor Ende des Mitteldrittels mit vermeintlich hohem Stock ließ die Wogen hochgehen und plötzlich lagen am Eis lauter Weihnachts- geschenke, die von den Tribünen angeflogen kamen. Die richtig dicken Pakete zappelten im Schlussdrittel aber vornehmlich im Linzer Netz. Und zwar dank HCI-Goalie Kotyk und dank der Kaltschnäuzigkeit von Unterluggauer, Johner und Woger. Die machten aus drei Chancen drei Tore. Und sorgten so für fröhliche Weihnachten im HCI-Lager.

Die Pause indes war nur kurz und jeder weiß, nach den Feiertagen kann schon so einiges schwer im Magen liegen. Die Weihnachtsgans etwa. Oder auch eine Überdosis Familie.

Was immer es war, unbeschwert wirkten die Haie jedenfalls nicht gegen Alba Volan. So hatten die Tiroler bis zur 17. Minute eine einzige Torchance herausgearbeitet, die Vince Bellissimo dann auch in der ihm typischen Manier verwertete. Viel zu wenig. Leider. Wer nach dem starken Sieg in Linz (4:2) erwartete, dass die Tiroler gegen das Tabellen- schlusslicht keine Probleme haben würden, sah sich getäuscht. Und hätten die Ungarn auf dem Weg zum Spiel ein wenig mehr Zielwasser getrunken, wäre die Partie vielleicht sogar noch früher entschieden gewesen. Ungeachtet dessen war es eine schmerzvolle 1:3-Niederlage der Innsbrucker.

Und knapp vor dem Jahreswechsel gab es dann noch – als Draufgabe sozusagen – eine 7:3-Abfuhr in Linz. Doch davon sprach in diesen letzten Tagen des Jahres im Umfeld der Haie niemand mehr, zu sehr war jeder betroffen vom Schicksal des Ron Kennedy.

Vielleicht will sich der Kanadier auch deshalb nicht komplett von den Haien verab- schieden, um einen Kampf zu gewinnen, der nicht hinter einer Bande geführt wird. Wahrscheinlich hat er aber erkannt, dass es für ihn Sinn macht, mit Eishockey zu leben, aber eben nicht nur dafür. Ron Kennedy redete über den erneuten Ausbruch des Gehirntumors, der ihm vor zwei Jahren operativ entfernt wurde. Er sprach mit einem Ton, als würde er über Stärken und Schwächen der Vienna Capitals reden, gegen die der HCI heute spielt.

„Die Nachricht kam aus heiterem Himmel. Wir dachten, wir hätten alles im Griff“, schüttelt er den Kopf: „Es sieht nicht positiv aus, aber ich bin ein Kämpfer!“ Der Rücktritt war nach dieser Diagnose dann ein nicht zu vermeidender Schritt. „Eishockey ist wichtig in meinem Leben – aber erst einmal muss ich leben“, erklärte Ron Kennedy.

Wenigstens ging der Wunsch des erkrankten HCI-Coaches in Erfüllung: Greg Holst kehrt als Haie-Trainer an seine alte Wirkungsstätte zurück. Am 1. Jänner übernimmt die Eishockey-Legende in Innsbruck von seinem Freund Ron das Traineramt. „Der Kreis schließt sich, die Legende kehrt zurück“, findet HCI-Obmann Günther Hanschitz für das Holst-Comeback pathetische Worte.

„Er war der beste Mann am Markt, kennt das österreichische Eishockey“, erklärt sich auch für den neuerlich an Krebs erkrankten HCI-Sportchef und Ex-Trainer Ron Kennedy von selbst, warum an seinem Ex-Kollegen Greg Holst kein Weg vorbei führte.