Tirols Kletterer erklimmen Europas Steilwände im Rekordtempo. Und Angy Eiter, die Sportlerin des Jahres, hat ein männliches Pendant gefunden. In Dresden jedenfalls feierten die beiden Tiroler einen ebenso bestaunten wie bejubelten Doppelsieg. Dabei sahen Weltcupsieger bisher um einiges älter aus als David Lama. Einen Tag nach seinem bis dato größten Triumph ist der Götzner punktegenau 15 Jahre, neun Monate und 25 Tage jung. Er kämpft nicht gegen Akne an wie viele Altersgenossen, vielmehr strahlt er schamlos übers ganze Gesicht. Die Kletterszene staunt. Seit Lama in Dresden seinen ersten Kletterweltcup gewann, gilt der Tiroler als der jüngste Triumphator in der 17-jährigen Weltcup-Geschichte. Und als erster Österreicher, der je einen Weltcup-Vorstiegsbewerb (Lead) gewann. Sein Trainer Reini Scherer hatte zwar seit längerem so eine Ahnung, Lama selbst glaubte zwischen Elbe und Dresdner Frauenkirche (dort stand die Kletterwand) nicht daran: „Ich dachte, zwei oder drei andere würden noch höher klettern.“
Aber der wortkarge Spross eroberte die Kletterszene sprichwörtlich im Sturm. Ein Gewitter zwang die Organisatoren das Finale abzublasen, und Lama – Führender nach dem Halbfinale – durfte prompt sein erstes Siegerinterview im deutschen Fernsehen geben: „Der Rummel war unglaublich.“ Platz zwei in Puurs vor zwei Wochen, Sieg in Dresden, mit 180 Punkten Führender im Vorstiegs-Weltcup: „An die Gesamtwertung denk ich noch nicht“, bremst Lama ein. Schließlich opfert er zugunsten einer dreiwöchigen Spritztour drei Weltcups. Ziel: die 1000 Meter hohe Granitwand im Yosemite-Nationalpark in den USA. „Als Kletterer muss man dort gewesen sein.“ Auch Angela Eiter will irgendwann dorthin. „Für mich geht aber der Weltcup vor.“ In Dresden sorgte die Gesamt-Weltcupsiegerin des Vorjahres mit ihrem zweiten Saisonsieg für den Tiroler Doppelschlag. Und für den 16. Weltcupsieg ihrer Karriere. Und für die überlegene Gesamtführung.