Das graue Mobiltelefon vor sich, den Kugelschreiber in der Hand, die farbigen Skischuhe unter dem hellbraunen Tisch. Hier, in dem etwa vier Quadratmeter kleinen Büro der Skischule in der Axamer Lizum, sitzt Hugo Nindl. Keine fünf Leute finden Platz in dieser „Besenkammer“.
Und dennoch ist es alles, was der rüstige Axamer benötigt, um seit nunmehr 33 Jahren seine Skischule in Schuss zu halten. Das wahre Königreich, die prächtig weiße Skipiste, ruht nämlich nur einen Steinwurf entfernt draußen vor der Türe. Und ist stets zum Greifen nahe.
In diesem März 2012 wurde der ehemalige Skirennläufer Hugo Nindl 70 Jahre alt und es sollten ebenso viele Leute sein, die mit ihm beim Fest’l zurückblickten. Auf seine größten Erfolge, auf seine härtesten Rückschläge. Und auf eine lange Karriere, die mit zwei Jahren auf der heimischen Wiese den ersten Schriftzug in den Schnee setzte.
Der talentierte Tiroler startete in jungen Jahren rasch durch, die Erfolge (dreifacher Juniorenmeister) hielten Schritt. „Aber so einfach war das nicht“, warf Nindl ein, „ich brauchte einen richtigen Beruf, also wurde ich Friseur.“ Ein Grinsen zeigte sich im jung gebliebenen Gesicht. „Das war aber dann doch nichts für mich.“
Die Karriere ging voran, vier österreichische Titel folgten. Ehe der tiefe Karriereeinschnitt wartete: Bei der Lauberhorn-Abfahrt am 10. Jänner 1968 brach sich Nindl das rechte Scheinbein und verpasste – wie schon nach einer Verletzung 1964 – erneut die Olympischen Spiele in Grenoble. Zudem musste er zwei Jahre pausieren. Nindl flog aus dem ÖSV-Kader und wechselte zur Profi-Rennserie in die USA. Dort wurde er zweimal Weltmeister (1971, 1974), ehe 1975 das Karriereende folgte.
Zurück in Axams, gründete der Vater zweier Söhne die Skischule, in der er „sieben Tage die Woche“ arbeitet. Ablenken kann ihn nur das Golf spielen mit Egon Zimmermann. Und der schönste Moment der Karriere? „1963 – Platz zwei in der Abfahrt von Kitzbühel.“ Dann läutet das Mobiltelefon – und Nindl ist wieder ganz in seiner Welt.