Die merkwürdigsten, aber auch spannendsten Geschichten schreibt nach wie vor – der Sport. Kvitfjell, so waren sich die Experten sicher, würde im Kampf um den Alpinen Skiweltcup eine Vorentscheidung bringen: entweder zugunsten des Norwegers Svindal mit dem Heimvorteil im Rücken, oder eben für Benni Raich, der immer besser in Form kam, je länger die Saison dauerte. Drei Rennen standen auf jener Strecke auf dem Programm, wo 1994 die alpinen olympischen Bewerbe stattgefunden hatten. Super-Kombi, Super-G und Abfahrt, drei Disziplinen, eigentlich wie maßgeschneidert für den Norweger.
Doch zum Auftakt kam es ganz anders als erwartet – Raich, der Blitz aus Pitz, der in dieser Saison eben bis Kvitfjell eher glücklos kombiniert hatte, fand diesmal den perfekten Mix aus Speed und Torlauf, holte sich souverän die 100 Punkte ab, bremste aber keimende Euphorie trotz des plötzlich respektablen Vorsprunges von 117 Punkten ein. „Wer weiß, da kann noch so viel passieren“, unkte der Tiroler, als ob er es geahnt hätte, dass die beiden schnellen Rennen so manche Überraschung parat haben würden. Vor der allerdings die beiden Widersacher im Kampf um die Kugel nicht gefeit sein sollten. Erst scheiterte im Super-G Raich, der ein Tor übersehen hatte, wenig später erwischte es an gleicher Stelle Svindal. Null Punkte, nix passiert. Und weil der Norsker auch in der Abfahrt nur neun Punkte auf den Benni gutmachen konnte, durfte sich der eidgenössische Haudegen Didier Cuche nach seiner tollen Fahrt im Super-G als lachender Dritter fühlen. Plötzlich war aus dem Duell ein Dreikampf um den Weltcup geworden.