Hirschers drittes Adelboden-Double


Beeindruckend und selektiv - die RTL-Strecke am Kuonisbergli in Adelboden, für Marcel Hirscher eine Lieblingspiste / APA/Keystone Siegerbild mit Thomas Fanara, Marcel Hirscher und Henrik Kristoffersen / GEPA

Mag schon sein, dass sich Henrik Kristoffersen auf jenen Tag freut, an dem Marcel Hirscher erklärt, dass er seine Rennski in die Ecke stellen wird – aber noch ist der Marcel da. Und ausgerechnet in einer Phase, in der Sieg-Garant Hirscher zumindest ansatzweise so etwas wie kleine Schwächen offenbarte, schlug er zurück. Eindrucksvoll, standesgemäß, also erbarmungslos. Auf einer der schwierigsten RTL-Pisten im Weltcup – in Adelboden.

Nachdem sich der nunmehr 66-fache Weltcupsieger im ersten Lauf nicht wirklich wohlgefühlt hatte, warfen er und sein Team „viel über den Haufen“, wie er meinte: anderer Ski, anderer Schuh, anderes Set-up. Nur die finale Strategie blieb altbewährt: „all in“, wie der Salzburger im Wochentakt in bester Pokermanier zu sagen pflegt.

Und ja, weil die Änderungen passten und damit die nicht enden wollende Rekordflut anhielt, schneite es Lob von allen Seiten. Auch von den eher zurückhaltenden Schweizern. Angesichts seines bereits achten Erfolgs am „Chuonisbärgli“ wurde der Rekordsieger vom enthusiasmierten Stadionsprecher kurzerhand zum „Glöckner von Adelboden“ geadelt. Nach guter Berner Oberländer Tradition erhalten nämlich die Top fünf Kuhglocken.

Zähneknirschend nahm derweil Manuel Feller seinen dritten Ausfall im fünften Saison-Riesentorlauf zur Kenntnis. „Bei drei Nullern ist man gleich auch bei der Startnummer nicht mehr dabei“, sagte der Tiroler. Der Ausfall resultierte aus einem Fahrfehler. „Es war ein Linienproblem, ich bin in den Übergang zu gerade reingekommen, ich wollte den Schwung verkürzen und bin am Innenski ausgerutscht.“

Für Hirscher kam es aber noch viel besser – denn nur 24 Stunden nach dem Triumph im Riesentorlauf doppelte der Salzburger nach, holte sich auch den Slalom. Es war sein neunter Triumph in Adelboden, so erfolgreich war noch nie zuvor ein alpiner Skirennläufer an einem Weltcup-Schauplatz gewesen.

Der Norweger Henrik Kristoffersen, hinter dem Salzburger und dem Franzosen Clément Noël diesmal Dritter, gestand im Anschluss: „Wenn Marcel auf dem Level fährt, auf dem er momentan ist, dann kann ich ihn mit diesen Fehlern nicht schlagen. So ist das Leben. Ich kann nur machen, was ich mache. Ich habe es probiert.“ Das klang nach Resignation, dabei kämpfte auch der Sieger selbst mit sich und ein wenig Verunsicherung: „Mir fehlt die Selbstverständlichkeit. Ich bin in einem Prozess und muss den nächsten Schritt machen.“ Ob Kalkül oder tatsächliche Verunsicherung – sein 67. Weltcupsieg mit Laufbestzeit im zweiten Durchgang und passablen 0,50 Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten bescherte ihm die 16. Kuhglocke.

Dahinter machte sich im Lager der Österreicher Enttäuschung breit: Wie schon zuletzt in Zagreb schied Marco Schwarz nach Halbzeitführung im Finale mit Einfädler aus. „Die Nerven waren es nicht. Das Skifahren passt, ich lasse mich nicht drausbringen.“ Dem Fieberbrunner Manuel Feller indes passierte in Adelboden ein Doppelausfall, nach dem Riesentorlauf sah er auch im Slalom das Ziel nicht.