Gregor – wie ein Phönix aus der Asche


Schlierenzauer fliegt allen davon / Foto: GEPA

Während der Springertross nach Japan pendelte, hatte sich Gregor Schlierenzauer in der Heimat eine Art Kreativpause verordnet. Um minimal kleine Fehler auszumerzen, u. a. schien dem Stubaier die Anfahrtshocke nicht optimal genug zu sein. Bei seiner Rückkehr auf die Schanze von Zakopane war sie es wohl wieder. Denn Schlierenzauer tauchte auf wie der viel zitierte Phönix aus der Asche, sprang in beiden Durchgängen Höchstweite (138 und 133 Meter) und distanzierte seinen größten Rivalen Simon Ammann deutlich. Eine enorm wichtige Demonstration der eigenen Stärke – denn das Psychoduell vor den Olympischen Spielen hatte ja längst begonnen.

Und einmal mehr lieferten die ÖSV-Adler auch mannschaftlich eine starke Leistung ab. Thomas Morgenstern und Wolfgang Loitzl kamen hinter Ammann auf die Plätze drei und vier. Ex-Kombinierer David Zauner (6.) war ebenfalls höchstzufrieden. Einzig Tournee-Gesamtsieger Andreas Kofler (13.) und Mario Innauer (19.), der nach dem ersten Durchgang noch Neunter gewesen war, hatten einen ernsthaften Grund, sich für das zweite Springen in Zakopane eine Steigerung vorzunehmen.

„Es war ein Springen auf einem sehr hohen Niveau. Gregor hat meines Erachtens eine seiner besten Leistungen überhaupt gezeigt. Er hat schon während der Tournee und am Kulm viel an sich gefeilt und das Training auf der kleinen Schanze in Stams hat sich ausgezahlt“, meinte der Cheftrainer. „Die Entwicklung Richtung Vancouver stimmt“, frohlockte Pointner auch mit Blick auf die gesamte Mannschaft in Rot-Weiß-Rot, in der auch am zweiten Wettkampftag von Zakopane Schlierenzauer dominierte.

Vor der Abreise ins polnische Skisprung-Mekka hatte der 20-Jährige noch scherzhaft gemeint: „Warum keine Aufholjagd? Wenn ich die kommenden fünf Springen gewinne und Simon Ammann jeweils nur Zweiter wird, dann könnte das mit dem Gesamtweltcup-Sieg noch klappen“, sagte Gregor.

Das Ergebnis für den „Hellseher“? Zwei Springen, zwei Siege. Dazu verwies er an beiden Tagen den Schweizer und den Teamkollegen Thomas Morgenstern auf die Ränge zwei bzw. drei. Macht 40 Punkte mehr für Schlierenzauer (996) im Gesamtweltcup-Aufholrennen (Ammann 1099). 40 Punkte mehr, obwohl Ammann in der zweiten Auflage im ersten Durchgang zum Schanzenrekord von 140,5 Metern geflogen war. Doch gegen den starken Schlieri war diesmal kein Kraut gewachsen.