Erst feierte der Harti, nun der Leo – jetzt sind zwei Freunde im Sechziger vereint! „Die Schnur wird hinten immer kürzer!“, meinte Leonhard Stock auf seinen Geburtstag angesprochen.
Die Schnur des Lebens meint der stets fidele Zillertaler. Und wer ihm zuhört, kann sich weder das vorstellen noch, dass Stock selbst daran glaubt. Der Finkenberger ist mit seinem Olympia-Relax-Hotel eingedeckt, daneben halten ihn Skifahren, Jagen oder Golfen fit. Aber – „die Zeit nagt an einem. Mit 30 oder 40 hast du dir über die Zukunft noch weniger Gedanken gemacht als jetzt“, sagt der Abfahrts-Olympiasieger von 1980 nachdenklich.
Aber allein der größte Erfolg seiner Skikarriere veranschaulicht den langen Atem des Jubilars. Denn eigentlich hätte der Bauernsohn (vier Geschwister) gar nicht an jenem Rennen in Lake Placid teilnehmen sollen. Am 5. Dezember 1979, wenige Wochen vor Olympia, war er im Abfahrtstraining von Val-d’Isère schwer gestürzt, mit einem Gipsverband nahm Stock jedoch wieder das Training auf. Sechs Wochen später fuhr er als Fünftplatzierter der Lauberhorn-Abfahrt ins Team, in den USA war der damals 21-Jährige jedoch nur als Ersatzfahrer vorgesehen.
Trainingsbestzeiten in Serie am Whiteface Mountain änderten die Meinung von Alpindirektor Uli Albl. Statt Weltmeister Sepp Walcher durfte der von Journalisten geforderte Stock antreten und gewann die Olympia-Abfahrt schließlich mit 0,62 Sekunden Vorsprung auf seinen Teamkollegen Peter Wirnsberger.
Unvergessen: sein Konterfei auf der Titelseite des Time-Magazins, auf welcher dem „Daredevil in skis“, dem Draufgänger auf Skiern, gehuldigt wurde. Und die Journalisten, die seine Nominierung gefordert hatten, soll Stock später in sein Hotel ins Zillertal eingeladen haben … Dass es dann noch neun Jahre dauern sollte, ehe der Draufgänger auch tatsächlich seine erste Weltcup-Abfahrt gewinnen würde (6. Jänner 1989, Laax/SUI), ist eine andere Geschichte, auch weil er damals sagte: „Das Alter ist kein Problem.“
Das Gewehr, das ihm die Gemeinde Finkenberg zum Olympiasieg geschenkt hatte, packt Leo Stock noch heute aus. „Jagern ist eine meiner großen Leidenschaften.“ Aber der Sport bleibt im Fokus – aktiv wie passiv. „Man glaubt gar nicht, was für ein Fanat ich bin. Die Olympischen Spiele habe ich mir fast zur Gänze im Fernsehen angeschaut. Und wenn der Winter vorbei ist, dann ist die Fußball-Bundesliga dran.“ Gefeiert wurde aber trotzdem, denn – bei aller Bescheidenheit: Ein Runder bleibt ein Runder!