Sie funkelten, glitzerten und glänzten. Die Spangen in den streng hochgesteckten Haaren, die bunt geschminkten Augenlider und vor allem die Anzüge. Viele Kleider wurden einzeln angefertigt, von Hand genäht und maßgeschneidert. Österreichs „Grande Dame“ Caroline Weber vertraute auf eine Schneiderin in Vorarlberg. Tirols Beste, Nicol Ruprecht, steckte zuletzt ihre Ersparnisse in ein 1800 Euro teures Designerstück.
Ein Modell, das eigens für die russische Olympia Gruppe kreiert und ihr bei einem Wettkampf angeboten worden war. „Ich habe lange überlegt, ob ich mir das leisten soll. Eigentlich sind 1000 Euro genug für einen Anzug“, beschrieb die Wörglerin. Nur die Gymnastinnen selbst vermochten mit ihren Übungen die edlen Stücke noch in den Schatten zu stellen – so wie bei den österreichischen Meisterschaften am Universitäts- Sportinstitut in Innsbruck.
Allen voran Abonnement-Meisterin Weber. Die 26-Jährige ließ sich bei ihrem letzten nationalen Wettkampf nicht aus der Ruhe bringen und holte sich die Einzeltitel 50 bis 55: einmal im Dirndl, einmal zu Smoke-on-the-Water-Musik oder zum Radetzky-Marsch und mit rot-weiß-rotem Band – Weber blieb stets und damit einmal mehr der Maßstab. „Ich durfte den Abschied nicht zu emotional sehen, sonst hätte ich nicht gut turnen können“, gestand die Studentin und vergoss bei der Siegerehrung doch ein paar Tränen.
Dahinter strahlte indes die Wörglerin Ruprecht. Trotz verpatzter Übung mit dem Band, das unglücklicherweise auch noch außerhalb des Vierecks landete, bewies die 20-Jährige ihr Potenzial. So beeindruckte die vierfache Vizemeisterin etwa als Torero mit den Keulen oder mit dem Reifen im eisblauen Flammenkleid. Zusammen mit Schwester Anna Ruprecht, die Mehrkampf-Sechste wurde, gab es dazu Team-Silber. Bei den Juniorinnen zeigte Lea Huber auf. Die bald 15-Jährige wurde als beste Tirolerin im Mehrkampf Fünfte und mit Vereinskollegin Anna Sprinzl (14) Team-Zweite.
Ruprecht plant für heuer noch Starts in Berlin und Brünn und das Team um Petra Gabrielli schon den nächsten Höhepunkt: In zwei Jahren sollen bei einem Grand Prix in Innsbruck wieder die Weltbesten in der Rhythmischen Sportgymnastik glänzen.