Garmisch erneut fest in deutscher Hand


Viktoria überglücklich - Rebensburg feierte ihren Heimsieg in Garmisch / AFP Photo Viktoria Rebensburg nahm sich Thomas Dreßen (Bild) als Vorbild und holte sich die Abfahrt / GEPA Endlich wieder eine ÖSV-Läuferin auf dem Podest - Nicole Schmidhofer wurde zweite im Super-G, hinter Corinne Suter und vor Wendy Holdener / imago Dem Triumph folgte das Drama - nach dem Abfahrtssieg stürzte Rebensburg im Super-G / GEPA

Heimspiele sind halt doch die schönsten, egal in welcher Sportart. Viktoria Rebensburg wird das nur zu gerne bestätigen. 18 Weltcupsiege hatte sie schon, noch keinen einzigen aber in der Abfahrt – in Garmisch stand die Nummer eins des Deutschen Damenteams, gebürtig aus dem 60 Kilometer von Garmisch-Partenkirchen entfernten Kreuth, nach ihren bisherigen Erfolgen in Riesentorlauf und Super-G nun auch in der schnellsten Ski-Disziplin zum ersten Mal ganz oben auf dem Podest.

„Ich muss ehrlich sagen, der Triumph des Thomas Dreßen hier auf dieser Strecke war eine Inspiration für mich. Da habe ich mitbekommen, was es bedeutet, bei einem Heimweltcup ganz oben zu stehen.“ Rebensburg strahlte mit der Sonne am Kreuzeck um die Wette: „Das ist jetzt schon etwas ganz Besonderes – daheim vor Familie und Freunden zu gewinnen und noch dazu zum ersten Mal in der Abfahrt.“ Dass mit der Deutschen zu rechnen war, hatte sie schon beim einzigen Abfahrtstraining als Zweitschnellste bewiesen: „Wer mich kennt, weiß, dass ich dann immer noch Reserven habe.“

Die Konkurrenz lag tatsächlich ein Stück zurück – 0,61 Sekunden die zweitplatzierte Federica Brignone. Mit Startnummer eins hatte die Italienerin nicht damit gerechnet, dass es zum Sieg reichen würde: „Ich hatte einen Fehler vor dem flacheren Teil.“ Brignone beeindruckte dennoch wieder: Zum zehnten Mal stand die 29-Jährige in dieser Saison bereits auf dem Podest, darunter fünf Siege (Super-G, RTL, Kombi). Platz drei eroberte Ester Ledecka.

Und Österreichs Damen? Als Beste landete Elisabeth Reisinger auf Platz zehn. Nur gut – aus ÖSV-Sicht –, dass schon 24 Stunden später der Super-G ein doch etwas anderes Ergebnis brachte. Den Sieg holte sich zwar die Schweizerin Corinne Suter, aber immerhin auf Rang zwei beendete Nicole Schmidhofer das schwierige Rennen, in dem gleich 17 Läuferinnen gestürzt waren und sich dabei zum Teil schwer verletzt hatten: Neben der Italienerin Sofia Goggia auch die Abfahrts-Siegerin des Vortages – ausgerechnet in der „Hölle“ hatte es Viktoria Rebensburg den Ski verschnitten, der Sturz endete fatal.

Während Goggia mit einem Armbruch noch einigermaßen glimpflich davongekommen war, hatte Rebensburg einen Bruch des Schienbeinkopfes und Bänderverletzungen erlitten. Triumph und Drama innerhalb von 24 Stunden – die bittere Kehrseite des Sports. Schmidhofer sprach sogar von einem der zähesten Rennen, die sie überhaupt je gefahren sei.

Selbst Siegerin Corinne Suter war schon bei der Besichtigung klar, dass sich keine der Läuferinnen im Ziel gut fühlen würde, aber: „Wenn man Rennen gewinnen will, muss man am Limit fahren.“ Die Schweizerin hatte heuer in Zauchensee ihren Premierensieg gefeiert und übernahm im Super-G das Trikot der Führenden: „Ich habe das erst mitgekriegt, als ich das Dress bekam. Mit dem Punkterechnen bin ich nicht so gut“, sagte Suter grinsend.

Landsfrau Wendy Holdener komplettierte als Dritte das Podium. Schmidhofer steckte sozusagen im Schweizer-Sandwich. „Ja“, sagte die 30-Jährige lachend, „ihr Erfolg ist hochverdient. Die Schweizerinnen drücken ganz schön drauf.“ So wie die ÖSV-Damen im Vorjahr.

Schmidhofer und die Tirolerin Stephanie Venier (Super-G-Dritte in Lake Louise) sind in dieser Saison bislang Österreichs einzige Podestfahrerinnen im Speed-Bewerb. Dabei hätte die Oberperferin auch diesmal die Chance auf das Podest gehabt. Nach der Wiederholung auf der Leinwand griff sie sich auf den Helm. „So schade. Der Fehler, der hat mich bestimmt sieben Zehntelsekunden gekostet“, ärgerte sich Venier nach Rang sechs – 0,70 Sekunden hinter der drittplatzierten Holdener.