Ein Griff, ein einziger Dreh, ein letzter Kniff vielleicht und mehr hätte es jetzt nicht mehr gebraucht: Kilian Fischhuber hing waagrecht an der Kletterwand. Seine Beine zitterten, die Arme vibrierten, die Augen voll auf die Boulder-Griffe fixiert. Doch es ging einfach nicht mehr, die Kraft ließ nach. Die Aufgabe war übermächtig – doch Fischhuber kämpfte, griff nach, das laut jubelnde Publikum in der Münchner Olympiahalle versuchte zu helfen, alles umsonst. Kilian rutschte ab, landete am Boden, stand auf und winkte ein letztes Mal seinen Fans zu; wissend – das letzte WM-Finale seiner Karriere war nun außer Reichweite.
Und der Traum vom WM-Titel würde damit für immer ein Traum bleiben. Es war der letzte WM-Auftritt des Rekord-Boulder-Weltcup-Siegers (21 Erfolge), des fünffachen Gesamtweltcup-Champions – und des zweifachen Vizeweltmeisters. Eine Erfolgsgeschichte, die als Elfter ohne WM-Happyend aufhörte und ohne Vollendung blieb. Dafür aber auch ohne Wehmut. „Als ich 2012 Zweiter geworden bin, war das hauchdünn. Da war der Ärger größer. Heuer war das anders. Ich war weit weg, bin Elfter geworden und konnte nicht mithalten“, sagte Fischhuber.
Doch so einfach das auch klang, so tief saß auch die Niederlage: Erstmals seit 2003 blieben Österreichs Boulderer ohne WM-Medaille. Nach Platz 15 der Innsbruckerin Katharina Saurwein („Die Enttäuschung ist sehr groß“) und dem 20. Rang der Ötztalerin Sabine Bacher („Das Halbfinale war mein Ziel, mehr war nicht möglich“) stand in Summe die schwächste WM der 13-jährigen Boulder-Geschichte zu Buche. Teamtrainer Heiko Wilhelm entgegnete: „Man sieht, wie eng alle beisammen sind. Wir wollten ins Finale – aber das ist nicht mehr selbstverständlich.“