Wenn traditionell nach Weihnachten bei den weltbesten Skispringern das große „Kribbeln“ einsetzt, dann ist das wie ein Erinnerungssignal im Terminkalender – die Vierschanzentournee steht vor der Tür. Die 61. Auflage während des Wechsels von 2012 auf 2013 stand ihren „Vorläufern“ um nichts nach, startete gleich mit einem Paukenschlag, inszeniert vom norwegischen Team mit Anders Jacobsen als Trumpf-Ass. Anders jedenfalls kam, sprang und siegte. Nach einem Jahr Pause. Als ob er nie weg gewesen wäre. Einfach unglaublich.
Doch Anders Jacobsen hatte die Pause gebraucht, um neue Kraft zu tanken, den Energiespeicher aufzufüllen, ehe er Ende November 2012 in Lillehammer in den Weltcup-Zirkus zurückgekehrt war, um dann mit zwei tollen Sprüngen in die Vierschanzentournee zu starten. „Skispringen ist mein Leben, ich bin jetzt ein glücklicherer Mensch“, sagte der 27-jährige Norweger nach seinem insgesamt erst zweiten Tourneetagessieg. Er sei im Frühjahr 2011 müde gewesen von all den Reisen und wollte Zeit mit seiner Familie und dem ein Jahr zuvor geborenen Kind verbringen, erzählte Jacobsen. „Ich wollte die Freude am Leben und am Skispringen wiederfinden.“
Auch angetan von den Methoden des neuen Trainers Alexander Stöckl entschied er sich im Frühjahr für das Comeback und fand rasch zu seiner Top-Form, die zunächst in einem Triumph in Oberstdorf gipfelte. Doch damit nicht genug – in Garmisch-Partenkirchen, beim zweiten Springen, „doppelte“ der Norsker nach, untermauerte eindrucksvoll seine Anwartschaft auf den Tourneesieg. Was aber nach dem ersten Durchgang keine Selbstverständlichkeit schien. Doch mit einem Riesensatz katapultierte sich der spätere Sieger vom neunten auf den ersten Platz. Eine Gewaltleistung. Für den Norweger war es der zweite Erfolg im zweiten Springen bei dieser Vierschanzentournee.
Für Gregor Schlierenzauer, der sich beide Male geschlagen geben musste, war der Erfolg Jacobsens nach den Trainingsleistungen keine Überraschung. „Er springt eine schöne Technik und hat auch eine gute Form“, gratulierte der 22-jährige Titelverteidiger. Tief in seinem Innersten ärgerte sich der Stubaier jedoch ganz gewaltig über den Erfolg von Jacobsen, weil der Norweger mit einem neuen Schuh sprang, der vor allem auf das Gemüt von ÖSV-Cheftrainer Pointner und „Schlieri“ drückte. Verärgert und zielstrebig hatte Gregor nach der Konkurrenz Ernst Vettori angesteuert. „Legen wir Protest ein?“ Eine Frage, die sich eher wie eine Forderung anhörte. Abwehrend schüttelte Nordisch-Direktor Ernst Vettori den Kopf. Danach nahm er den 22-Jährigen zur Seite und redete beruhigend auf ihn ein.