Es war einnehmend, gewinnend und freundlich. So, wie sich das der Seefelder Bürgermeister Werner Frießer vorgestellt hatte. Seefeld präsentierte sich bei der Eröffnungsfeier der Nordischen Ski-WM stimmig, nicht bombastisch, eindrucksvoll und nicht überzeichnend. Modern und traditionell.
Ein bunter Mix aus Alt und Jung, Einheimischen, Gästen und „Hardcore-Fans“ hatte sich bereits eine halbe Stunde vor Beginn auf der Medal Plaza versammelt. Rund 8.000 laut offiziellen Meldungen, die sich den großen Augenblick, den Auftritt von Stargeiger David Garrett nicht entgehen lassen wollten. Mit den Klängen von „Eye of the Tiger“ rockte Seefeld quasi in die WM.
Am Ende gab es das versprochene Feuerwerk, nicht nur von Garrett, sondern auch neben der Bühne. Und einer der schwedischen Schlachtenbummler traf den berühmten Nagel genau auf den Kopf, als er sagte: „Ich bin begeistert. Das Wetter, der Ort, die Eröffnung – alles einfach wunderschön.“ Und dann ging’s ab, für ihn und viele Besucher auf die Nordic Mile, so richtig in den Partymodus, derweilen die Sportler bereits von den ersten Medaillen träumten …
Mit zwei Goldmedaillen für Norwegen in den Sprintbewerben (Maiken Caspersen Falla und Johannes Hoesflot Klaebo) hatten die zweiten Nordischen Ski-Weltmeisterschaften (nach 1985) in Seefeld/Innsbruck begonnen, mit einem norwegischen Triumph durch Hans Christer Holund im Rennen der Königsdisziplin, dem 50-Kilometer-Massenstart gingen die insgesamt 52. Nordischen Titelkämpfe zu Ende. Er eroberte damit die 13. Goldmedaille für die dominierenden Norweger und konnte die Dominanz der Norsker in der Loipe eindrucksvoll untermauern.
Es waren großartige Titelkämpfe mit spannenden Entscheidungen, mit einer überragenden norwegischen Mannschaft, die mit insgesamt 25 Medaillen (davon 13 Mal Gold) in den 22 Bewerben für einen neuen WM-Rekord sorgte und mit einem ÖSV-Team, das die Olympiaregion mit neun Stück Edelmetall im Gepäck verlassen durfte.
Fantastisches Winterwetter, eine – auch dank vieler ausländischer Fans – faszinierende Kulisse mit insgesamt 204.000 Besuchern rund um die Schanzen und Loipen sowie Wettkämpfen auf unglaublich hohen Niveau hatten während der zwölf Tage das Geschehen in Seefeld und Innsbruck geprägt.
Zufriedenstellend daher die Bilanz. „Tirol hat sich einmal mehr als hervorragender Gastgeber für sportliche Großereignisse präsentiert. Es waren Tage voller Emotionen. Auch – oder nicht zuletzt – wegen der unseligen Doping-Razzia mit Festnahmen österreichischer Sportler. Dennoch, es war ein friedliches internationales Sportfest, bei dem das Miteinander im Vordergrund stand und sich Tirol von seiner besten Seite zeigte“, zeigte sich LH Günther Platter erfreut.
Für Peter Schröcksnadel, CEO der Veranstaltung, waren die Titelkämpfe trotz der dunklen Dopingwolken eine hervorragende Werbung für den Wintersport. „Das Motto der WM ‚Hand in Hand, let’s celebrate a nordic Ski-Festival‘ ist vollauf gelungen“, hatte der ÖSV-Präsident in seiner Schlussrede erklärt, ehe die FIS-Fahne an die Veranstalter aus Oberstdorf, Ausrichter der nächsten Nordischen Titelkämpfe, übergeben wurde.
Der Rückblick auf diese Weltmeisterschaften ist geprägt von großartigen Erinnerungen, nur kurz getrübt von der Aktion „Aderlass“ – der Sport mit seinen fantastischen Leistungen ließ schrille Misstöne schnell verstummen. Das Folgende wird in Erinnerung bleiben:
Die Atmosphäre in Seefeld
Wer zuvor die Alpine WM in Åre miterlebt hatte, dem wurde in Seefeld vor Augen geführt, wie wichtig ein perfektes Wetter und Menschenmassen für eine gelungene Veranstaltung sind. Die Nordische WM war ein Sportfest, die positive Stimmung auf den voll besetzten Tribünen und entlang der Loipen ansteckend. Hoffentlich dauert es nicht wieder 20 Jahre, bis Österreich Schauplatz einer Nordischen WM sein darf.
Die Norweger
Bereits bei den letzten Winterspielen in Südkorea hatte Norwegen den Medaillenspiegel angeführt, die WM in Seefeld wurde zu einer Machtdemonstration der sportbegeisterten Skandinavier, die mit 25 Medaillen das beste Ergebnis der Geschichte einfuhren.
Die ÖSV-Kombinierer
Wenn irgendwo Medaillen vergeben werden, dann waren die Kombinierer meist nicht weit. Vier Stockerlplätze sprechen für sich. Bernhard Gruber und Franz-Josef Rehrl ragten mit je drei Medaillen aus dem starken Kombiniererteam heraus.
Die ÖSV-Skispringer
Was haben sich die österreichischen Skispringer in den letzten 18 Monaten nicht alles anhören müssen, nachdem sie 2018 bei Olympia leer ausgegangen waren. Eine Silbermedaille mit dem Team und Bronze durch Stefan Kraft auf der Normalschanze waren eine glänzende Ausbeute für eine Skisprungmannschaft, die kurz zuvor noch am Boden gelegen hatte.
Werner Schuster
Dem Vorarlberger gelang der perfekte Absprung als deutscher Skisprung-Cheftrainer. Beim letzten Großereignis in seiner elfjährigen Ära durfte Schuster drei Goldmedaillen (Einzel, Team, Mixed-Team) bejubeln.
Daniela Iraschko-Stolz
Die Wahltirolerin stand stellvertretend für die gesamten österreichischen Skispringerinnen, die mit ihren drei Medaillen (inklusive Mixed-Bewerb) einen großen Anteil daran hatte, dass sich die Nordischen (neun Podestplätze, acht Medaillen) bei ihrer WM in Åre besser schlugen als die ÖSV-Alpinen.
Teresa Stadlober
Die 26-Jährige zeigte nach einer hartnäckigen Verkühlung sportlich mit zwei achten Plätzen auf, abseits der Loipen beeindruckte Stadlober mit ihren klaren Statements in der Dopingaffäre.