Die Tiroler Sportlergala entspricht einem Abend der Helden. Doch nicht immer geht es nur um jene, die dabei sind. Es geht auch um jene, die nicht kamen. Und um jene, die nicht mehr kommen können. So wie in diesem Jahr Hansjörg Auer und David Lama.
Ehe gefeiert wurde, war es still geworden in der Dogana des Congress Innsbruck. Das Publikum hatte sich erhoben – Sportler, Funktionäre, Familie, Freunde, Bekannte, sie alle hatten ihren Blick auf die Leinwand hinter der Bühne gerichtet, auf der die Gesichter der beiden so tragisch verunglückten Tiroler eingeblendet waren und während einer Trauerminute an die Tragödie von Alberta erinnerten. Die Bilder schwarz-weiß, Hansjörg und David mit einem Lächeln auf den Lippen. Sie sollen als Inspiration in Erinnerung bleiben.
Und ausgerechnet Kletterer Jakob Schubert, den die zwei wie viele andere begeistert hatten, wurde mit dem „Viktor“ für Tirols Sportler des Jahres 2018 ausgezeichnet. Der 28-jährige Innsbrucker, Doppel-Champion der Heim-WM in Innsbruck, hatte sich gegen Rodel-Olympiasieger David Gleirscher und die alpinen Skistars Manuel Feller und Michael Matt durchgesetzt.
„Es ist eine riesengroße Ehre. Ein Traum wurde wahr. Sich gegen so viele starke Wintersportler zu behaupten, zeigt, was Klettern für einen Stellenwert hat“, meinte der beim Boulder-Weltcup in China weilende Schubert über eine Videobotschaft, Ex-Trainer Heiko Wilhelm vertrat den Geehrten. In seiner Laudatio würdigte er den Sieger: „Jakob wollte immer der Erste sein. Ob beim Stiegensteigen oder beim Weg zum Essen.“
Eine, die auch immer die Erste sein wollte und auch war, ist Laura Stigger. Die Ötztalerin hatte im vergangenen Jahr nicht nur den Weltmeistertitel auf dem Mountainbike, sondern auch auf dem Straßenrad (jeweils Junioren-Kategorie) gewonnen. Sprachlos hatte sie die Sportöffentlichkeit bei ihrem großen Erfolg in Innsbruck gemacht, ein wenig sprachlos war sie auch an jenem Abend: „Unglaublich, dieser Erfolg“, stammelte sie.
Was bedeutet denn so ein „Viktor“ für erfolgsverwöhnte Skifahrer, die in der Teamwertung den Sieg davontrugen? „Das kennen wir so nicht. Gemeinsam feiern macht dann schon mehr Spaß“, gestand Manuel Feller stellvertretend für Steffi Brunner und Michael Matt, allesamt Olympia-Zweite in Pyeongchang.
Gala-Moderatorin Sybille Brunner wünschte viel Glück und meinte abschließend: „Macht Party.“ Das ließ sich das Trio nicht nehmen – wenn auch schaumgebremst: „Die Konditionseinheiten haben bereits begonnen.“
Für einen berührenden Moment sorgte Simon Wallner, der zum zweiten Mal in Folge zum „Behindertensportler des Jahres“ gewählt wurde. Der Monoskifahrer, der seine Karriere beendet hatte, holte seine Tochter Alena auf die Bühne und überreichte ihr die Trophäe. Die Teenagerin meinte stolz: „Das schafft nicht jeder.“ Und sie freute sich: „Jetzt hat er mehr Zeit für mich.“ Ob sie sich da nicht täuscht – ihr Papa hat noch große Ziele.