Es herrschte Weltuntergangsstimmung. Der Himmel hatte sich verfinstert, aus dunklen Wolken prasselte der Regen auf Igls nieder, Bäche rauschten über die Straßen. Mit klatschnassem Trikot stand Gregor Mühlberger vom Tirol Cycling Team im Ziel der Rad-Staatsmeisterschaft nahe dem Dorfzentrum. Er zitterte wie Espenlaub, seine Lippen gefärbt. In einer Hand hielt er die Trophäe für Platz zwei, ein übergroßes Glas. In der anderen eine Kapsel-Kaffeemaschine als Souvenir der besten drei.
„Nun, ich muss zufrieden sein“, diktierte Mühlberger mit leiser Stimme, abgekämpft, versteckt unter einem Regenschirm den wenigen Reportern in die Mikrofone. Der 20-jährige Jungstar aus Oberösterreich hatte das Rennen bei noch guten Bedingungen engagiert begonnen, radelte in einer Fluchtgruppe. Doch bereits bei der Ausfahrt vom Zillertal kam er zu Sturz. Folge: Das Rad wurde gewechselt, die Abstimmung passte jedoch nicht.
Mühlberger: „Danach musste ich noch einmal das Rad wechseln, nahm wieder das alte her. Ich hatte im Feld viel zu tun, habe 20 Minuten gebraucht, bis ich wieder an der Spitzengruppe dran war.“ Einmal touchierte er noch eine Mauer, kämpfte aber weiter – und musste am Ende nur Profi Riccardo Zoidl den Vortritt lassen. Dabei distanziert Mühlberger sogar den Tour-de-France-Starter Bernhard Eisel ganz klar und gewann zudem den U23-Titel.
Der Oberösterreicher Zoidl allerdings war zu stark. Rund 20 Kilometer vor dem Ziel startete er nach schwachem Beginn seine Attacke und gewann wie schon 2013. „Die Aufholjagd hat mich viel Kraft gekostet, deshalb bin ich froh, das Siegertrikot zu tragen“, meinte Zoidl im Wolkenbruch.
Für viele andere Fahrer war der Kraftaufwand zu groß gewesen: Nur 21 der 86 gestarteten Athleten kamen ins Ziel, die Strecke wurde wegen Regens und Verkehrs um die letzte Runde in Igls auf 169 Kilometer gekürzt. Nur die Wenigsten rackerten sich den Schlussanstieg Richtung Patscherkofelbahn-Talstation hinauf. Und das vereinzelt, mit viel Zeitrückstand.
Stolz durfte aber das Tirol Team bilanzieren. Neben Mühlberger kamen mit David Wöhrer (5.) und Clemens Fankhauser (6.) zwei weitere Fahrer des Pro-Teams in die Top sechs. „Das Ergebnis passt, aber die Zielrunden waren schlimm. Wenn es am Schluss nicht so schwierig gewesen wäre, hätten wir im Team vielleicht mehr erreichen können“, meinte Teamkapitän Fankhauser. Der 28-jährige Zillertaler war zugleich der beste Tiroler und zitterte um nichts weniger als andere Fahrer im Ziel.