An Zeiten, in denen es im österreichischen Fußballteam von Spielern aus Tirol (im Sold des FC Wacker) nur so „wuselte“, können sich wohl nur noch wenige Fußballtiger erinnern. Als vorerst „Letzter“ aus dem Westen hatte es Lukas Hinterseer dank seines kometenhaften Aufstiegs zumindest in den Kader geschafft. Ein Tiroler allerdings zählte seit vielen Jahren – oder besser gesagt seit vielen Teamchefgenerationen (Hickersberger, Brückner, Ruttensteiner, Constantini und nun Koller) – zum fixen Bestandteil des ÖFB-Teams: Michael Vettorazzi, Physiotherapeut.
In den Sphären, in denen sich Fußballnationalspieler bewegen, dreht sich alles nur noch um Nuancen. Da oben, sagt man, wird die Luft dünn, da oben kann jeder kleine Fehler entscheiden. Da oben wird nichts mehr dem Zufall überlassen. Wer sich den Teamdress überstreifen kann, gehört zur Sportlerelite. Und wer in deren engsten Betreuerstab aufgenommen wird, muss auf höchstem Niveau funktionieren. Das tut Vettorazzi, der letzte Tiroler im Betreuerstab des ÖFB.
Und nicht nur das: Er ist mit seinen 40 Jahren auch der Dienstälteste. 2006 ist er nach relativen Kurzeinsätzen in der U-17, U-19 und dem U-21-Team ins A-Team aufgestiegen. Sein Gespür dafür, wie Fehl- und Überbelastung der ÖFB-Kicker präventiv verhindert werden können, seine Fähigkeit, körperlich bei ihnen wieder ins Lot zu bringen, was unter den enormen Belastungen des Spitzenfußballs aus dem Gleichgewicht geraten ist, hatte ihn in der Hierarchie der Sportphysiotherapie nach oben katapultiert.
Dass er selbst – als Junger sogar protegiert vom großen Ernst Happel – profimäßig gekickt hatte, half ihm bei der Diagnostik. Er hatte unter vielen Teamchefs Dienst gemacht. So verschieden sie allesamt waren – in der Bewertung des Tirolers waren sich alle einig: Vettorazzi spiele als Sportphysiotherapeut zu Recht in der obersten Liga.