Ein Rennen, drei Geschichten


Ivica Kosteli? macht in Wengen das Dutzend voll / Foto: GEPA

Es war halt doch nicht zum Zauberhorn mutiert, das Lauberhorn, ergo erwarteten selbst Schweizer Skifans keine Wunderdinge von ihren Skistars, sondern hofften auf Slalomspektakel durch die internationalen Stars. Und sie wurden nicht enttäuscht. „Wir sind schließlich hier, um Spaß zu haben“, bekannte bei der frühmorgendlichen Anreise ein feierwütiger Eidgenosse mit Österreich-Fahne (!). Und tatsächlich schrieben – wie nicht anders erwartet – die Geschichten des Tages drei „Gäste“:

Felix Neureuther, der Sieger. Der Bayer wandelte einen Tag nach dem Erfolg seines fußballspielenden Freundes Bastian Schweinsteiger selbst auf der Siegerstraße. „Ich bin stolz, Marcel geschlagen zu haben. Das zeigt, dass er nicht unschlagbar ist.“ Schützenhilfe erhielt der 28-jährige Feschak ausgerechnet von Albert Doppelhofer, seinem Techniktrainer, der den zweiten Lauf gesteckt hatte. „Ein Hund, der Albert“, bedankte sich Neureuther, dessen Erscheinen den Weltcup-Zirkus ebenso belebt hatte wie die Geschmacksnote seines Sponsors (Mentholkaugummi). Sein Vater Christian (63) würde zuhause wohl vor Freude „auf der Couch herumhüpfen“. Der sechsfache Weltcup-Sieger (Felix: vier Siege) hatte wie der Junior in Kitzbühel, Garmisch und Wengen gewonnen – im Schweizer Nobelskiort sogar drei Mal.

Marcel Hirscher, der Zweitplatzierte. Es war nicht die Woche des Marcel gewesen, der das in der anschließenden Pressekonferenz im Wengener Schulturnsaal aber mit Fassung getragen hatte: „Wenn heuer nichts mehr geht, dann bin ich auch zufrieden mit der Saison.“ Humorvoller Nachsatz des 23-Jährigen: „Besser, ich gewinne diesmal nicht als beim übernächsten Slalom …“

Und dann noch Ivica Kostelić, der Dritte. Es darf durchaus verwundern, dass ein 33-Jähriger nach 24 Weltcup-Siegen und fünf Medaillen bei Großereignissen noch mit seiner Fassung ringt. Der Kroate hatte Tränen in den Augen, als sein dritter Platz im Wengen-Slalom feststand. Und er hatte dafür eine einfache Erklärung: „Es ist immer schön, wenn man seinen Vorbildern einen Rekord entreißen kann.“ Nach zuletzt drei Slalomsiegen en suite in Wengen feierte er im Schatten des Lauberhorns seinen zwölften Podestplatz an diesem Ort. Ingemar Stenmark und Marc Girardelli war das nur elfmal vergönnt gewesen.