Für die Gesamtweltcup-Sieger war es eine Saison der Rekorde. Marcel Hirscher stand in jedem Slalom auf dem Podest, Tina Maze realisierte mit 23 Stockerlplätzen und 2.414 Punkten wohl Bestmarken für die Ewigkeit. Vor allem Hirscher hatte es wieder einmal eilig. Nachdem es im elften Saisonslalom mit Rang zwei hinter Felix Neureuther und vor Ivica Kostelić zum elften Podestplatz gereicht hatte, wartete bereits das Kugel-Zeremoniell.
Kaum hatte der ÖSV-Superstar mit der kleinen Kristalltrophäe in allen möglichen Variationen posiert, zog er sich den Dress des Gesamtweltcup-Siegers über und das Spiel ging mit dem großen Weltcup-Kristall aufs Neue los. Marcel hier, Marcel dort – Marcel Hirscher überall. „Einfach unfassbar“, nickte der Saisondominator und meinte damit weniger die aufgeregte Fotografenschaft als seine „traumhafte“ Saison. „Ich bin oft selbst am Nachdenken und Hinterfragen, aber diese Konstanz auf höchstem Niveau ist mir zum Teil ein Rätsel. Irgendwie surreal.“
Hätte er im Sommer einen derartigen Erfolgslauf nur im Ansatz formuliert, man hätte glauben können, dass „der Hirscher seinen Realitätssinn verloren hat und irgendwo im Weltraum herumschwirrt“. Ganz irdisch standen letztlich sechs Siege, zehn zweite und zwei dritte Plätze zu Buche, ergab nach Adam Riese 18 Stockerlplätze in 20 Weltcuprennen.
Noch ein letztes Mal in diesem Winter stand die Skiwelt kopf. Zum elften Mal in Person von Tina Maze, die ihren abschließenden Riesentorlauftriumph standesgemäß mit einem riesigen Rad zelebrierte – und ihre am Vortag aus den Fugen geratene Gefühlswelt wieder ins Lot rückte. „Ich war nach der verpassten Slalom-Kugel wirklich sehr traurig und enttäuscht, umso glücklicher bin ich über dieses Happyend.“ So sei sie eben. Eine, die ihre Emotionen rauslässt, eine, die nach Erfolg süchtig ist. „Nur so kannst du Außergewöhnliches erreichen.“
Am Ende dieser fürwahr außergewöhnlichen Saison durfte Maze nebst dem großen Weltcup-Kristall auch die Disziplinenkugeln im Riesentorlauf und im Super-G herzen. Die imposanten Zahlen: elf Saisonsiege, 23 Stockerlplätze und bislang unerreichte 2.414 Punkte im Gesamtweltcup – und das in ihrer bereits 13. Weltcup-Saison.
Viele Jahre war der Gesamtweltcup ein weit entfernter Traum gewesen. Also krempelte die Allrounderin vor fünf Jahren alles um, gründete mit ihrem Trainer und Lebensgefährten Andrea Massi das „Team to aMaze“ und näherte sich schrittweise dem „heiligen Gral“, wie sie die große Kristallkugel bezeichnete. Der größte von vielen kleinen Schritten sei aber mentaler Natur gewesen. „Ich wusste schon früher, dass ich gut bin, aber mir hat wohl das Siegergen gefehlt. Die letzte Entschlossenheit, um wirklich das Größte anzustreben.“ Das hat sich inzwischen wohl grundlegend geändert.