Wie schnell eine starke Generalprobe (4:0 gegen die Straubing Tigers) im Profisport entwertet sein kann, zeigte sich zum Auftakt der mit großer Spannung erwarteten EBEL-Eishockeymeisterschaft in der TIWAG-Arena.
Dort hatten die Innsbrucker Haie mit kapitalen Abwehrfehlern den eiskalten Bulldogs aus Dornbirn binnen vier Minuten den Weg zu einer 2:0-Führung geebnet. Und hätte nicht Goalie Rene Swette wenige Minuten später einen „Monster Save“ gegen Reid für seine späteren Karriere-Annalen ausgepackt, wäre es gar 0:3 gestanden. Gut, dass Spielmacher Andrew Clark im ersten Powerplay zum 1:2 verkürzte.
Die Vorarlberger hatten aber weiter die besseren Chancen. Und so musste man den Zwischenstand nach dem ersten Drittel als schmeichelhaft für die Hausherren bezeichnen.
Im zweiten Drittel überstanden die Innsbrucker zunächst eine dreiminütige Unterzahl, ehe sie das Heft des Handelns in die eigenen Hände nahmen. Kapitän Tyler Spurgeon netzte zum Ausgleich (26.) ein, Clark nach Yogan-Pass zur erstmaligen Führung (3:2/34.).
Dass die Vorarlberger im letzten Drittel attackieren würden, war klar. Die ganz große Gefahr blieb aber zunächst aus, der Sieg war zum Greifen nahe, ehe Timmins drei Minuten vor Schluss zum Ausgleich traf. Mit der Schlusssirene entschärfte Swette ein Reid-Geschoss.
Die Konsequenz hieß Verlängerung: Ein Clark-Vorstoß blieb unbelohnt, die Gäste setzten stattdessen durch Brodie Dupont den schmerzhaften Nadelstich zum 3:4 (62.). Eine Auftaktniederlage, die schmerzte.
Und auch im nächsten Spiel gegen Graz kassierten die Innsbrucker den ersten Treffer. Goalie Matt Climie, der Rene Swette ablöste, sah dabei nicht gut aus. Danach kamen die Innsbrucker auf Touren und durch eine feine Einzelleistung von John Lammers folgerichtig zum Ausgleich (1:1/15.). Die Steirer wirkten plötzlich schwerfällig, was die Haie durch Nick Ross und Alex Lavoie zu einer 3:1-Führung ummünzen konnten. Soweit schien alles in trockenen Tüchern.
Schien! Denn anschließend zeigten die Hausherren, wie man einen angeschlagenen Gegner zum Leben erweckt. Graz kam innerhalb von nur gut drei Minuten zu drei Treffern; plötzlich leuchtete nach 40 Minuten ein 3:4-Rückstand von der Anzeigetafel. Und über 2000 Fans konnten sich in der TIWAG-Arena nur verwundert die Augen reiben.
Genauso wie über die neuen Regeln in der Erste Bank Liga, die im zweiten Abschnitt beiden Torhütern Strafen wegen Spielverzögerung einbrachten – dabei wusste Graz-Schlussmann Thomas Höneckl nach einem Lammers-Schuss nicht einmal, wo die Scheibe war.
Unabhängig davon war die Fahrlässigkeit des HC Innsbruck nur schwer in Worte zu fassen. Die Pallin-Schützlinge scheiterten wie schon gegen Dornbirn nicht an einem übermächtigen Gegner, sondern an sich selbst. Bei einem Oberkofler-Stangenschuss (50.) hatten die Haie Glück, eine Undiszipliniertheit von Andrew Yogan brachte aber eine vierminütige Unterzahl und den Gegentreffer zum 3:5 ein. Es ging nichts mehr, setzte sogar noch einen Gegentreffer. Statt sechs möglichen Punkten stand nach zwei Heimspielen ein magerer Zähler am Konto.