Fast 30 Jahre sind mittlerweile seit dem denkwürdigen Abfahrtstriumph des Leonhard Stock bei Olympia in Lake Placid vergangen, doch die Erinnerung an das Rennen im Jahr 1980 am Whiteface Mountain ist fast allgegenwärtig. Selbst jetzt, als 50-Jähriger, denkt der „Lella“ noch gerne zurück an die Aufregungen von damals.
Nach dem schweren Sturz von Val d’Isère im Dezember 1979 mit der Schulterverletzung, die einen Gipspanzer notwendig machte, folgten für den damals 21-Jährigen die bittersten Tage seiner Karriere mit dem langen dornenvollen Weg durch Spitäler und Ärztezimmer.
Im Hotel Savoyarde, damals das Quartier der Österreicher, hockte der Leo wie ein Häuflein Elend, die Schulter schmerzte, den Ärger versuchte er mit selbstgebranntem Zillertaler Schnaps, den Zimmerkollege Uli Spiess mitgebracht hatte, wegzuspülen. Selbst die Trainer hatten die Aktie Stock, die nie besonders hoch gehandelt worden war, abgehakt.
Doch der Zillertaler kämpfte sich verbissen zurück und nur eineinhalb Monate nach dem Crash von Val d’Isère stieß er mit einem 5. Platz in Wengen die Tür zu Olympia erstmals ein klein wenig auf. Aber wirklich nur einen Spalt, denn hätten damals Klaus Heidegger im Slalom von Chamonix einen dritten Platz oder Franz Gruber einen 5. Rang geschafft, wäre einer von beiden gefahren, Olympia hätte ohne Stock stattgefunden.
In Lake Placid, am Whiteface Mountain dann, klammerte sich Lella an seine Minichance, er fixierte in jedem Training klare Bestzeit, sogar bei Neuschnee mit der Nummer eins. Irgendwann war das Thema Aufstellung akut und gipfelte im Streit zwischen Trainer Charly Kahr und Rennsportleiter Udo Albl. Mitten in der Nacht wurde beschlossen, dass Harti Weirather und Leo Stock Fixstarter sind, dass Peter Wirnsberger, Werner Grissmann und Sepp Walcher in die Qualifikation müssten. Auf Olympiasieger Klammer (1976) hatten die Österreicher schon von Haus aus verzichtet. Weil Sepp Walcher die Quali verlor, musste auch der Weltmeister 1978 zuschauen.
Und dann wurde das Märchen wahr, dieser amerikanische Traum vom Ersatzmann zum Olympiasieger. Das Happyend überstrahlte alles, das Leben des Leonhard bekam anderen Inhalt, tolle Erfolge folgten, dreimal gewann er eine Weltcupabfahrt, im Gesamtweltcup wurde er einmal Zweiter.
Jetzt ist er 50 Jahre alt, Opa und voller Pläne. Doch der Skisport lässt ihn noch immer nicht los. Und auf die Frage, wie es ihm denn nun als Neo-Fünfziger gehen würde, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: „Super, danke, mir kommt es so vor, als hätte ich gerade den 40er gefeiert!“